China:Verseuchte Babymilch wurde exportiert

Der Skandal um verseuchte Babymilch weitet sich aus. Jede fünfte chinesische Molkerei ist angeblich betroffen, die Produkte wurden auch exportiert.

Der Babymilch-Skandal in China hat bislang drei Säuglinge das Leben gekostet, mehr als 6200 sind erkrankt. Es müsse mit einem weiteren Anstieg gerechnet werden, sagte Gesundheitsminister Chen Zhu am Mittwoch. "Immer mehr Eltern bringen Kinder ins Krankenhaus."

China: Chinesische Eltern sind verunsichert: Der Skandal um gepantschte Milch wird immer größer.

Chinesische Eltern sind verunsichert: Der Skandal um gepantschte Milch wird immer größer.

(Foto: Foto: AP)

Ursache ist die chemische Verbindung Melamin, die bei verdünnter Milch einen höheren Proteingehalt vortäuschen kann. Der in der Kunststoffproduktion verwendete Stoff bewirkt die Bildung von Nierensteinen.

Die beiden größten Molkereien in China, Mengniu und Yili, riefen ihre Milchprodukte am Mittwoch zurück und entschuldigten sich bei den Verbrauchern. "Es tut uns sehr leid, dass Verbraucher, physisch und psychisch verletzt worden sind", hieß es in einer Erklärung von Mengniu. Nach Angaben des Unternehmens wurde Melamin in drei von 28 Proben gefunden.

Insgesamt hat jede fünfte Molkerei in China Milch verkauft, die mit Melamin versetzt war. Die gepanschte Milch ging an Hersteller von Milchpulver wie den Marktführer Sanlu, bei dem die höchste Konzentration von Melamin festgestellt wurde.

Die Geschäftsführerin Tian Wenhua wurde entlassen und verhaftet. Ebenfalls festgenommen wurden vier weitere Manager der Branche und vier Beamte von Aufsichtsbehörden in der Provinz Hebei. Neben Sanlu riefen zwei weitere Hersteller von Milchpulver ihre Produkte zurück: Yashili und Suncare. Diese beiden Unternehmen exportierten Milchpulver auch nach Bangladesch, den Jemen, Gabun, Burundi und Birma.

Für Säuglinge in Deutschland besteht keine Gefahr durch vergiftetes Milchpulver aus China. Laut Aussagen des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit am Mittwoch auf Anfrage dürfen keine Milchprodukte aus China in die Europäische Union eingeführt werden.

Von den mindestens 6244 erkrankten Säuglingen leiden nach Angaben der Behörden 158 an akutem Nierenversagen. Die Behörden haben eine kostenlose Behandlung zugesagt und eine Hotline eingerichtet. Die Behörde für Qualitätssicherung erklärte, ihre Inspekteure hätten bereits in 69 Chargen Milchpulver von 22 Herstellern Melamin nachgewiesen.

Die staatlichen Stellen wurden nach eigenen Angaben erst am Montag vergangener Woche über den Skandal informiert, obwohl interne Untersuchungen des Herstellers Sanlu das Melamin offenbar schon Anfang August nachgewiesen hatten. Einem Zeitungsbericht zufolge gingen erste Beschwerden von Verbrauchern sogar schon im März ein. Doch erst am Donnerstag vergangener Woche rief Sanlu die Produkte aus dem Handel zurück.

Zur Kontrolle der Milchpulver-Produktion wurden kurzfristig 1400 Teams mit insgesamt 5000 Inspekteuren gebildet, wie der Leiter der staatlichen Qualitätskontrolle, Li Changjiang, am Mittwoch mitteilte. In einem dänisch-chinesischen Molkereibetrieb in der Inneren Mongolei wurde die Produktion wegen des Skandals ausgesetzt, wie das Unternehmen Arla Foods in Kopenhagen mitteilte. Arla und die Molkerei Mengniu führen ein Joint-Venture. Arla-Vorstandschef Peder Tuborgh sagte, die Situation sei für die betroffenen Familien äußerst verstörend.

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