China:Vermisste in brennendem Schacht

Mindestens 73 Kumpels sind bei der Explosion in einem Kohlebergwerk in Nordchina getötet worden, Dutzende werden in dem brennenden Schacht noch vermisst.

Durch eine Gasexplosion in einer Kohlegrube in Nordchina sind mindestens 73 Bergarbeiter ums Leben gekommen. Mehr als 30 Kumpel wurden noch vermisst. Das Unglück ereignete sich in der Nacht zum Sonntag im Tunlan-Bergwerk rund 50 Kilometer von der Stadt Taiyuan entfernt in der Provinz Shanxi.

China: Rettungskräfte bergen ein Opfer des Grubenunglücks bei Gujiao.

Rettungskräfte bergen ein Opfer des Grubenunglücks bei Gujiao.

(Foto: Foto: Reuters)

Mehr als 100 Bergleute wurden verletzt in umliegende Krankenhäuser gebracht, wie amtliche Medien berichteten. Mehr als 20 waren in einem kritischen Zustand. Zum Zeitpunkt der Explosion seien 436 Kumpel unter Tage gewesen, teilte die Werkschutzbehörde in Peking mit.

"Vorher haben wir nichts Ungewöhnliches bemerkt", berichtete der 27-jährige Bergmann Xue Huancheng vom Krankenbett aus der Nachrichtenagentur Xinhua. Als das Unglück passierte, hätten sie das Gefühl gehabt, ersticken zu müssen. Jemand außerhalb des Schachtes habe gerufen "die Ventilation ist zusammengebrochen" und sie zur Flucht aufgefordert.

"Zu diesem Zeitpunkt war die Stromversorgung zusammengebrochen und wir mussten laufen", sagte Xue Huancheng. Nach 40 bis 50 Minuten habe er Sauerstoffmangel gespürt und sei plötzlich bewusstlos geworden. Der 27-Jährige wachte erst im Krankenhaus wieder auf.

"Ich war ganz benommen und die Ärzte gaben mir Sauerstoff aus der Flasche." Die meisten Verletzten hätten Kohlenmonoxid-Vergiftungen erlitten, berichteten Ärzte des Xishan Hospitals, das nahe an der Grube liegt. "Ich hätte dazu gehört, wenn ich nicht meine Schicht mit einem anderen getauscht hätte", sagte ein anderer Bergmann der Staatsagentur Xinhua. "Er ist immer noch unter Tage. Ich hoffe, er lebt noch."

Ein Mitglied der Rettungsteams berichtete, verschüttete Bergleute hätten auch Familienangehörige mit dem Handy angerufen. Rund 80 Mitglieder der Rettungsteams suchten nach den Vermissten. Das Bergwerk habe als sicherer Betrieb gegolten, berichtete Xinhua. Erst hieß es, seit zehn Jahren habe es dort keinen größeren Unfall gegeben, später war aber von fünf Jahren die Rede. Die Grube gehört der Gujiao Kokskohle Unternehmensgruppe, der größten in China.

Nirgendwo in der Welt leben Bergarbeiter so gefährlich wie in China, wo jedes Jahr tausende ums Leben kommen. Ursachen der vielen Unglücke sind meist mangelnde Sicherheitsvorkehrungen, schlechte Ausrüstung sowie Korruption und Vetternwirtschaft mit den örtlichen Aufsichtsbehörden. Im vergangenen Jahr kamen bei Unfällen 3.200 Bergleute ums Leben, 15 Prozent weniger als 2007.

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