China:Regierung plant Rauchverbot in der Öffentlichkeit

China: In China ist es im Berufsalltag üblich, einander aus Respekt Zigaretten anzubieten. Eine Million Chinesen sterben jährlich an den Folgen des Tabakkonsums.

In China ist es im Berufsalltag üblich, einander aus Respekt Zigaretten anzubieten. Eine Million Chinesen sterben jährlich an den Folgen des Tabakkonsums.

(Foto: AFP)

Ein Drittel aller Raucher weltweit kommt aus China. Doch alle Maßnahmen der Regierung gegen den Tabakkonsum sind bisher gescheitert. Jetzt will der Staat das Rauchen in der Öffentlichkeit landesweit verbieten. Doch das gibt es ein Problem.

In wohl keinem anderen Land der Welt ist das Rauchen gesellschaftlich so akzeptiert wie in China. Vor allem im Berufsleben der Chinesen ist es tief verwurzelt - Zigaretten werden verschenkt oder als ein Zeichen von Respekt verteilt.

Doch die Haltung zur Tabakkontrolle ändert sich momentan in China. Wie die britische Tageszeitung The Guardian berichtet, denke die Regierung über ein komplettes Rauchverbot in der Öffentlichkeit nach. Die Regelung könne möglicherweise innerhalb eines Jahres umgesetzt werden, wie der stellvertretende Direktor der chinesischen Gesundheitsbehörde, Yang Jie, zum Guardian sagte.

Experten rechnen damit, dass sich in China die Zahl der Raucher, die an ihrer Sucht sterben, bis 2030 verdreifachen und somit auf drei Millionen pro Jahr ansteigen wird.

Aktuell sind laut Guardian 28 Prozent der chinesischen Bevölkerung den Zigaretten verfallen - das ist ein Drittel aller Raucher weltweit. Aber China ist auch der bevölkerungsreichste Staat der Erde und der Anteil der Raucher im Vergleich zu anderen Ländern nicht besonders hoch. In Deutschland rauchen zum Beispiel nach Angaben der Bundesregierung knapp 30 Prozent der Einwohner über 18 Jahren.

Maßnahmen gegen das Rauchen bislang erfolglos

Unterschiede gibt es vor allem beim staatlichen Vorgehen gegen den Tabakkonsum. Während Deutschland das Rauchen bereits in Restaurants und an öffentlichen Orten wie Schulen oder Bahnhöfen verboten hat, blieben ähnliche Versuche in China bislang erfolglos. Schon vor zehn Jahren unterschrieb China die Rahmenkonvention der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Tabakkontrolle, um "jetzige und spätere Generationen vor den Folgen von Tabakkonsum zu bewahren". Doch an der Umsetzung hapert es bisher, auch wenn das Gesundheitsministerium in Peking das Rauchen an einzelnen öffentlichen Plätzen schon verboten hat.

Die Tabakindustrie ist mächtig in China. Das Land produziert die Hälfte aller Zigaretten weltweit, wie die Tageszeitung The Wallstreet Journal mit Verweis auf die American Cancer Society berichtet. Die Produktion in den Betrieben - die alle dem Staat gehören - ist innerhalb der vergangenen zehn Jahre von 1,8 auf 2,6 Tonnen Zigaretten pro Jahr angestiegen, berichtet der Guardian. Der Tabak macht sieben bis zehn Prozent der Jahreseinnahmen der Regierung aus. Bislang überwacht Chinas Premierminister Li Kequiang das Gesundheitswesen, während sein Bruder Li Keming das staatseigene Tabakmonopol betreibt.

Judith Mackay, eine Beraterin der Gesundheitsorganisation World Lung Foundation, sagte zum Guardian: "Am wichtigsten ist es, die Tabakkontrolle klar von der Tabakindustrie zu trennen." Ohne eine strukturelle Veränderung werde in China nichts passieren.

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