Süddeutsche Zeitung

China:Polizei zerschlägt Kinderhändlerring

Bis zu 10.000 Euro für ein männliches Baby: In China werden immer wieder Kinder entführt und für viel Geld weiter verkauft. Nun konnte die Polizei fast 90 Opfer eines Menschenhändlerrings befreien.

Chinesische Sicherheitskräfte haben einen Menschenhändlerring zerschlagen. Bei dem Großeinsatz der Polizei in den südlichen Provinzen Fujian und Yunnan seien 89 Kinder befreit und 355 Verdächtige festgenommen worden, teilte das Ministerium für öffentliche Sicherheit am vergangenen Montag mit.

Wie die Behörden mitteilten, schlug die Fahnder bereits ab dem 18. Dezember in neun Provinzen im Süden des Landes zu. Die Polizei versuche nun, die Eltern der Opfer mit Hilfe einer DNA-Datenbank zu finden, meldeten staatliche Medien am Dienstag. Die Kinder seien in Pflegeheime gebracht worden. Die Verdächtigen hätten Kinder aus mehreren Provinzen des Landes entführt und zu lukrativen Preisen verkauft, erklärte das Ministerium.

Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, in einem Fall sei ein vier Wochen alter Junge aus Yunnan für umgerechnet rund 7500 Euro an eine Familie in Fujian verkauft worden. Vor allem Jungen werden in China häufig entführt und mit hohen Gewinnmargen an Paare verkauft, die keine Kinder bekommen können. Menschenhändler können mit einem männlichen Baby bis zu 90.000 Yuan (etwa 10.800 Euro) erzielen.

Auf Menschenhandel stehen in China hohe Strafen bis hin zur Todesstrafe. Dennoch gehen viele das Risiko ein. Die weitverbreitete Präferenz eines männlichen Erben und Chinas Ein-Kind-Politik bewirken indes, dass die Nachfrage groß ist.

Überdies ist der Kauf von Kindern in China nicht strafbar. Rechtsexperten dringen auf eine Gesetzesänderung, die den Kauf von entführten Kindern unter Strafe stellen würde. Allein 2011 rettete die chinesische Polizei mehr als 8.600 entführte Kinder.

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