Chile:Vulkan Calbuco ausgebrochen

  • Der chilenische Vulkan Calbuco ist nach mehr als vier Jahrzehnten wieder ausgebrochen.
  • Im Umkreis von 20 Kilometern um den Krater wurden mehr als 4500 Menschen in Sicherheit gebracht.
  • Der Flugverkehr in der betroffenen Region wurde eingestellt.

Mehr als 4500 Menschen evakuiert

Im Süden Chiles ist der Vulkan Calbuco ausgebrochen. Nach mehreren Explosionen bildete sich am Mittwoch eine Rauch- und Aschewolke, die 20 Kilometer weit sichtbar war, wie das Nachrichtenportal Emol berichtete. Rund um den Vulkan regnete es Asche.

Die Regierung rief in der betroffenen Region den Notstand aus, Innenminister Rodrigo Peñailillo ordnete eine Evakuierungszone von 20 Kilometern um den Krater an. Mehr als 4500 Menschen wurden aus der 15 Kilometer entfernten Stadt Ensenada und anderen Ortschaften in Sicherheit gebracht. Zudem seien wegen des Ascheregens Schutzmasken ausgeteilt worden.

In der etwa 240 000 Einwohner zählenden Großstadt Puerto Montt, 50 Kilometer westlich des Vulkans, wurde der Flughafen geschlossen und eine nächtliche Ausgangssperre ausgerufen. "Die Menschen sind sehr verängstigt", sagte der Bürgermeister von Puerto Montt, Gervoy Paredes. Die Lage sei angesichts der überraschenden Ausbrüche "ziemlich kompliziert".

Der Schulunterricht wurde vielerorts abgesagt. Auf Straßen und an Tankstellen bildeten sich lange Staus, wie Fernsehbilder zeigten.

Letzter Ausbruch 1972

Nach Angaben des Nationalen Geologischen Dienstes Sernageomin gab es bislang zwei Eruptionen, eine dritte sei wahrscheinlich. Zudem habe es zahlreiche kleinere Erdbeben gegeben. Der erste Ausbruch dauerte in der Nacht etwa eineinhalb Stunden an. Auf einer Skala von null bis acht für die Stärke von Vulkanausbrüchen ordneten ihn die Behörden bei etwa vier oder fünf ein. Der zweite Ausbruch war demnach noch einmal ungefähr gleich stark. Die Frühwarnsysteme schlugen erst wenige Minuten vor dem ersten Ausbruch an.

Dem Rundfunksender Radio Cooperativa zufolge bildete sich am Krater eine kleine Lava-Lagune. Schmelzwasser ließ nach der Eruption den Pegel des Flusses Blanco stark ansteigen.

"Dieser Ausbruch ist weitaus stärker als der des Vulkans Villarrica Anfang März", sagte Peñailillo. Der 2003 Meter hohe Calbuco gilt als einer der gefährlichsten unter den 90 aktiven Vulkanen des südamerikanischen Landes. Er war zuletzt 1972 ausgebrochen, allerdings dauerte die Eruption damals nur vier Stunden. 1961 fand der letzte große Ausbruch statt.

Vor rund einer Woche habe es ein Treffen mit Experten des Geologischen Dienstes gegeben, um Maßnahmen für den Fall einer Eruption zu besprechen, meldeten örtliche Medien. Einwohner hätten zuvor über ein unterirdisches Rumoren rund um den Vulkan berichtet.

Ascheregen in Argentinien - Flughafen geschlossen

Das Gebiet liegt in der Nähe der argentinischen Grenze, auch dort waren Auswirkungen des Ausbruchs zu spüren. Der Flughafen von San Carlos de Bariloche wurde vorläufig geschlossen. In naheliegenden Villa La Angostura fiel bereits am Mittwochabend (Ortszeit) die erste Asche des rund 100 Kilometer entfernten Calbuco.

Der Ascheregen nach dem Ausbruch des 40 Kilometer entfernten chilenischen Vulkans Puyehue hatte schon 2011 die Region um Bariloche schwer getroffen.

Präsidentin Bachelet kündigt Besuch an

Chiles Staatschefin Michelle Bachelet will gemeinsam mit mehreren Ministern die betroffene Region besuchen. Es könne im Umkreis des Vulkans zu einem Ascheteppich von bis zu einem Meter Dicke kommen, erklärte die Präsidentin. Sie warnte, dass Schäden für die Landwirtschaft und die Infrastruktur möglich seien. "Vor allem aber die Gesundheit" der Menschen sei in Gefahr.

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