Als zweiter wurde er aus der Tiefe geholt - als einer der ersten darf er das Krankenhaus verlassen: Am Donnerstagabend chilenischer Zeit verlässt Bergarbeiter Juan Illanes das Krankenhaus in Copiapó, in das die über zwei Monate verschütteten Kumpel nach ihrer Rettung gebracht worden waren. Der 52-Jährige kehrt nun endgültig ins Leben zurück - auch wenn es wohl nicht sein altes sein wird. Zu groß ist...
... das Medieninteresse an den Minenarbeitern, die während ihrer Gefangenschaft unter Tage zu Volkshelden und Medienstars wurden. Winkend und unter Blitzlichtgewitter lässt sich Juan Illanes davonfahren. Über ihn wird geschrieben, dass er als Ex-Soldat für die nötige Disziplin in der San-José-Mine gesorgt habe, Die Sonnenbrille ist nicht das erste Anzeichen einer Star-Attitüde, sondern dient dem Schutz der immer noch empfindlichen Augen der Geretteten. Dennoch lernen die berühmtesten Kumpel der Welt schnell, wie...
... man vor den Kameras möglichst professionell posiert. Hier hat sich der einzige Bolivianer unter den Kumpeln, Carlos Mamani, auf einer Krankenhausliege lang gemacht. Kurz darauf...
... ist es auch für den 24-Jährigen mit der Entspannung vorbei: Durch den Pulk der vor dem Krankenhaus wartenden Journalisten macht sich der Bolivianer auf den Weg nach Hause. Über das Minenunglück in Chile und die dramatische Rettung der 33 Bergleute erscheint nicht nur im kommenden Jahr ein Buch, sondern auch Fernsehsender reißen sich um die Geschichte der Männer. Besonders stürzen sich die Medien auf...
... den 50-jährigen Yonni Barrios: Seine Frau und seine langjährige Geliebte hatten erst nach dem Unglück voneinander erfahren. Für den Tag der Rettung hatte der umtriebige Kumpel beide an den Schacht eingeladen - oben angekommen schloss er dann seine Geliebte in die Arme. Ehefrau Marta soll sich nach Medienangaben geweigert haben, gemeinsam mit der Nebenbuhlerin aufzulaufen. Sie will sich offenbar nach 28 Jahren Ehe nun scheiden lassen.
Auch Edison Pena konnte bereits aus der Obhut der Ärzte entlassen werden. Der 34-jährige Elvis-Fan ließ sich ein Bild der Sonne in die Tiefe schicken. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich zurückkomme", sagte er dem chilenischen Fernsehen, als er nach fast zehn Wochen erstmals wieder vor seinem Zuhause stand.
Zwar konnten am Donnerstag noch nicht alle Kumpel das Krankenhaus verlassen, doch die Männer haben ihr Martyrium unter Tage körperlich fast unversehrt überstanden. Der Zustand der drei Minenarbeiter, die sich am Donnerstag einer Zahn-OP unterziehen mussten, sei "sehr gut", sagte der stellvertretende Klinikleiter in Copiapó, Jorge Montes. Bei dem an einer Lungenentzündung leidenden Mario Gómez schlugen demnach die Antibiotika gut an. Bei der Genesung helfen wird dem mit 63 Jahren ältesten Bergarbeiter sicher auch der Beistand seiner Frau Lilianett Ramirez, die sich hier ins Krankenhaus durchkämpft. Am Freitag könnten weitere Kumpel zu ihren Familien zurückkehren, sagte Klinikleiter Montes. Die Wartezeit bis zu ihrer Entlassung...
... wissen die Bergleute indes zu überbrücken: Hier posieren die 33 gemeinsam mit dem chilenischen Präsidenten Sebastián Piñera - der einzige Herr ohne Sonnenbrille, Bademantel und Schlappen. Einen weiteren ganz besonderen Besucher empfing...
... Kumpel Ariel Ticona: Seine Frau Elizabeth Segovia (im Bild) hatte während seiner Gefangenschaft in der Tiefe eine kleine Tochter zur Welt gebracht, die auf Wunsch des verschütteten Papas den Namen Esperanza (deutsch: Hoffnung) bekam. Nach der Rettung konnte der 28-Jährige seine mittlerweile vier Wochen alte Tochter dann endlich in die Arme schließen.
Das Victory-Zeichen für den Sieg des Lebens hält hier Bergarbeiter Claudio Acuna in die Kamera. Der 35-jährige Vater zweier Kinder machte seiner Freundin aus der Tiefe der San-José-Mine heraus einen Heiratsantrag.
Auch er wurde im Verlauf der spektakulären Rettungsaktion zum Helden: Manuel Gonzalez (zweiter von rechts) war als erster Helfer zu den verschütteten Bergleuten in über 600 Meter Tiefe hinabgelassen worden. Und er bestieg als letzter... Manuel Gonzalez im Bild mit den Kumpeln Osman Araya, Daniel Herrera, Pablo Rojas (von links) und Schichtleiter Luis Urzúa (rechts)
... die Rettungskapsel "Phönix". Zuvor hatte er noch gemeinsam mit den anderen in die Tiefe hinabgelassenen Helfern ein Transparent mit der Aufschrift "Mision cumplida.Chile" in die Kamera gehalten. Die Kapsel hat nach den vielen Fahrten nun genauso ausgedient wie...
... der Rettungsschacht, durch den die Minenarbeiter zurück an die Erdoberfläche geholt worden waren. Er soll nun verschlossen werden. Die perfekt duchorganisierte Rettungsaktion soll zwischen zehn und 20 Millionen Dollar gekostet haben.
Auch das Rettungsteam hat seine Aufgabe erfüllt und verabschiedet sich gemeinsam mit dem chilenischen Bergbauminister Laurence Golborne (Fünfter von links). Nicht nur die Chilenen sehen die Politik nach der glimpflich ausgegangenen Katastrophe in der Pflicht, die Minen sicherer zu machen und die Arbeitsbedingungen chilenischer Kumpel zu verbessern. Präsident Piñera hat bereits entsprechende Maßnahmen in Aussicht gestellt.
Mehr als zwei Monate haben die Angehörigen der Verschütteten im "Camp Esperanza" direkt an der Mine ausgeharrt und um ihre Lieben in der Tiefe gebangt. Nun packen auch sie zusammen.
Ob in der Atacamawüste jemals wieder so reger Betrieb herrschen wird wie in den vergangenen Monaten scheint fraglich: Präsident Piñera hat die endgültige Schließung der Mine bekanntgegeben und kündigte an, am Unglücksort solle eine Gedenkstätte entstehen. Piñera versicherte, die Veranwortlichen würden nicht straffrei davonkommen. Der Kehraus in San José hat begonnen.