Tatverdächtiger von Chemnitz:Bericht: Yousif A. bestreitet Beteiligung an Tötung von Daniel H.

Blumen in Chemnitz nach der Tötung von Daniel H. 2018

Blumen und Kerzen für Daniel H.: Der Tod des 35-Jährigen in Chemnitz ist noch nicht vollständig aufgeklärt.

(Foto: AFP)
  • Yousif A., einer der beiden inhaftierten Verdächtigen im Tötungsfall Daniel H., bestreitet eine Tatbeteiligung. Das geht aus einer Recherche des NDR hervor.
  • Während der Auseinandersetzung, bei der Daniel H. ums Leben kam, habe er mehrere Meter abseits gestanden, sagte A. laut NDR dem Leiter der Rechtsabteilung der irakischen Botschaft.
  • Der Anwalt von A. sagt, er wolle die Aufhebung des Haftbefehls beantragen.

Nach dem gewaltsamen Tod des 35-jährigen Daniel H. in Chemnitz bestreitet einer der beiden inhaftierten Verdächtigen eine Tatbeteiligung. Nach NDR-Recherchen sagte Yousif A. dem Leiter der Rechtsabteilung der irakischen Botschaft, er habe während der Auseinandersetzung und der Messerstecherei mehrere Meter abseits gestanden.

Diese Aussage sei von einem Zeugen, der das Geschehen unmittelbar beobachtet habe, gegenüber der Polizei und dem NDR bestätigt worden. Der Anwalt von Yousif A., der Strafverteidiger Ulrich Dost-Roxin, sagte dem NDR, keine der im Haftbefehl benannten Beweismittel wiesen "nur im Geringsten auf eine Tatbeteiligung" seines Mandanten hin. Er wolle die Aufhebung des Haftbefehls beantragen. Er hätte überhaupt nicht ausgestellt werden dürfen.

Die Staatsanwaltschaft Chemnitz wollte dem NDR-Bericht zufolge mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen keine Angaben zu den konkreten Gründen für den Haftbefehl machen. Die Staatsanwaltschaft bestätigte dem Sender aber, dass der Anwalt diese Woche Haftprüfung beantragt habe.

Daniel H. war Ende August in Chemnitz einem Tötungsdelikt zum Opfer gefallen. Neben Yousif A. ist mit Alaa S. noch ein zweiter Tatverdächtiger in Untersuchungshaft. Sie stammen aus dem Irak und Syrien. Nach dem dritten Tatverdächtigen Farhad A. wird international gesucht. Das Tötungsdelikt zog zahlreiche Demonstrationen auch rechtsextremer Gruppen in Chemnitz nach sich, die teilweise in Gewalttätigkeiten mündeten.

Laut NDR habe Yousif A. ausgesagt, er sei in der Nacht mit den anderen beiden unterwegs gewesen. Auf dem Weg zu einem Döner-Laden sei Farhad A. zu einer Gruppe von Männern und Frauen gegangen, zu denen auch Daniel H. gehörte. Dort habe er nach Feuer für seine Zigarette fragen wollen. Es sei zu einem Streit gekommen, den Yousif A. aber geschlichtet habe.

Später seien aus dem Döner-Laden mehrere Männer gekommen und mit Farhad A. noch mal zu der Gruppe um Daniel H. gegangen. Dabei habe es dann eine Auseinandersetzung gegeben, die in einer Messerstecherei endete. Er selbst habe abseits gestanden und sei unbeteiligt gewesen, so Yousif A.

Anmerkung der Redaktion

In der Regel berichtet die SZ nicht über ethnische, religiöse oder nationale Zugehörigkeiten mutmaßlicher Straftäter. Wir weichen nur bei begründetem öffentlichen Interesse von dieser im Pressekodex vereinbarten Linie ab. Das kann bei außergewöhnlichen Straftaten wie Terroranschlägen oder Kapitalverbrechen der Fall sein oder bei Straftaten, die aus einer größeren Gruppe heraus begangen werden (wie Silvester 2015 in Köln). Ein öffentliches Interesse besteht auch bei Fahndungsaufrufen oder wenn die Biografie einer verdächtigen Person für die Straftat von Bedeutung ist. Wir entscheiden das im Einzelfall und sind grundsätzlich zurückhaltend, um keine Vorurteile gegenüber Minderheiten zu schüren.

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Hans-Georg Maaßen

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