Chat mit Kind:53-Jähriger wegen Vergewaltigung vor Gericht

Er gab sich im Chatroom als jung und attraktiv aus - und lockte eine 14-Jährige damit zu sich. Jetzt steht der 53-Jährige wegen Vergewaltigung vor Gericht. Er soll sich zweimal an dem Mädchen vergangen haben.

Ein Kontakt im Internet ist für eine 14-Jährige aus der Nähe von Mönchengladbach zu einem Horrorerlebnis geworden. Ihr 53-jähriger Chat-Partner aus dem Kreis Konstanz soll die Schülerin entführt und am Bodensee vergewaltigt haben. Seit Montag sitzt der arbeitslose Chemiefacharbeiter auf der Anklagebank des Konstanzer Landgerichts. Die meisten Vorwürfe hat der in der DDR aufgewachsene Vater von vier Kindern bestritten.

Der Staatsanwaltschaft zufolge hatte sich der Geschiedene im Internet als junger, attraktiver Mann ausgegeben. Er soll sein Opfer überredet haben, von zu Hause auszureißen und zu ihm zu ziehen. Das Kind hatte im Chatroom von Stress mit den Eltern berichtet. Als er die 14-Jährige am 11. April in der Nähe ihrer Wohnung mit dem Auto abholen wollte, musste sie erschrocken feststellen, dass ihr Chat- Partner ein älterer Mann war. "Sie hatte Angst und wollte wieder nach Hause", sagte Staatsanwalt Heiner Fritze.

Der Angeklagte aus Eigeltingen in Baden-Württemberg soll sie jedoch ins Auto gedrängt haben und mit verriegelten Türen Richtung Bodensee gefahren sein. In der Wohnung eines Freundes soll er sich zweimal an der völlig verängstigten Minderjährigen vergangen haben.

Das Mädchen konnte Kontakt zu seinen Eltern aufnehmen und wurde am Tag darauf von der Polizei befreit. Zu verantworten hat sich der Angeklagte auch wegen der Verbreitung pornografischer Schriften. Vor rund einem Jahr soll er einer 16-jährigen Chat-Partnerin Porno-Fotos geschickt haben.

Der 53-Jährige bestritt, dass er es im Internet auf junge Frauen abgesehen hatte. Er stellte sich vielmehr als Opfer der Verführungskünste seiner Chat-Partnerinnen dar. Den Kontakt zu der 14-Jährigen habe er beenden wollen, doch sie habe mit Selbstmord gedroht.

Der Vorsitzende Richter Joachim Weimer äußerte erhebliche Zweifel an den Aussagen. "Sie wollten die Frauen so schnell wie möglich in ihrer Wohnung und im Bett haben", hielt er ihm vor und zitierte aus den Akten neben Liebesschwüren auch Fragen wie "Bist Du heiß?". Der Angeklagte räumte lediglich ein, die Mädchen um Nacktfotos gebeten zu haben.

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