Etwa acht Monate nach seiner Thronbesteigung ist der britische König Charles III. gekrönt worden. Bei einer feierlichen Zeremonie in der Londoner Westminster Abbey überreichte der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, dem 74-Jährigen die royalen Insignien Reichsapfel, Krönungsring und Zepter, anschließend setzte er Charles die Edwardskrone aufs Haupt. Wenige Minuten später wurde Charles' Ehefrau Camilla mit der Krone von Queen Mary zur britischen Königin gekrönt.
Wenige Stunden vor der Krönung war der Ablauf des Gottesdienstes nach scharfer Kritik noch kurzfristig leicht geändert worden. Ursprünglich sollte der Erzbischof die mehr als 2000 Menschen in der Westminster Abbey und die Millionen an den Bildschirmen "aufrufen", dem König lautstark die Treue zu schwören. Kritiker bezeichneten das jedoch als spaltend und anachronistisch.
Liveblog zur Krönung:Es ist geschafft!
Der britische König und seine Königin sind gekrönt. In einer goldenen Kutsche präsentieren sich Charles III. und Camilla anschließend bei der Fahrt durch London zum Buckingham-Palast dem Volk. Prinz Harry fehlt beim finalen Gruß auf dem Balkon. Die Ereignisse des Tages zum Nachlesen.
Britischen Medienberichten zufolge soll Charles der Änderung zugestimmt haben, dass der Erzbischof die Menschen lediglich zum Treueschwur "einladen" werde. Sein Freund und offizieller Biograf Jonathan Dimbleby sagte der britischen Nachrichtenagentur PA, der König habe die "Homage of the People" (Tribut der Menschen) genannte Würdigung "abscheulich" gefunden. Der eigentlich geplante Teil der Zeremonie sollte die Tradition ersetzen, dass andere Royals sowie Adlige vor dem König knien und ihm huldigen.
Bereits Stunden vor der Krönung warteten Tausende Menschen in der Londoner Innenstadt. Viele harrten die Nacht über in Zelten an der Prachtstraße The Mall aus, um bei der Prozession am späten Vormittag einen Blick auf Charles und Camilla werfen zu können. Begleitet von Tausenden Soldaten aller Waffengattungen aus Großbritannien und den Commonwealth-Staaten fuhr das Paar dann in der geschlossenen Diamond-Jubilee-Staatskutsche vom Buckingham Palace zur Westminster Abbey.
Dort hatte im September die Trauerfeier für die mit 96 Jahren gestorbene Königin Elizabeth II. stattgefunden. Ihre Nachfolge an der Spitze der königlichen Familie nimmt Charles in einer schwierigen Zeit ein. Viele Menschen, vor allem junge, stehen der britischen Monarchie gleichgültig oder ablehnend gegenüber. Während es zahlreichen Briten finanziell schlecht geht, kostet die Zeremonie die Steuerzahler Millionen Pfund.
Und auch in den Gebieten des Commonwealth hält sich die Begeisterung für die Krone in Grenzen. Einer Umfrage zufolge ist in vielen der 15 Staaten, in denen Charles Staatsoberhaupt ist, inzwischen eine Mehrheit für die Abschaffung der Monarchie.
Harry und Andrew kommen nicht auf den Balkon
Innerhalb der Königsfamilie gibt es ebenfalls Probleme. So nahmen Charles' jüngerer Sohn Prinz Harry und sein Bruder Prinz Andrew zwar an den Feierlichkeiten in der Westminster Abbey teil. Bei der Prozession zurück zum Buckingham Palace und beim traditionellen Familienauftritt auf dem Balkon des Schlosses bleiben sie jedoch fern.
Harry hat seine royalen Pflichten vor drei Jahren niedergelegt und ist mit Ehefrau Herzogin Meghan in die USA gezogen. Seitdem hat der 38-Jährige den Palast wiederholt kritisiert und schwere Vorwürfe gegen seinen älteren Bruder Prinz William und seine Stiefmutter Camilla erhoben. Andrew lebt wegen seiner Verwicklung in einen Missbrauchsskandal weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Seine Mutter Elizabeth II. hatte Andrew alle militärischen Ehrentitel entzogen. Charles hat seinem Bruder aufgetragen, seine Residenz zu räumen und in ein kleineres Haus auf dem Gelände von Schloss Windsor zu ziehen.