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Erste Weihnachtsansprache von König Charles III.:Erinnerungen an die Queen

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Zum ersten Mal wendet sich der britische König zu Weihnachten an die Bevölkerung. Der Monarch dankt all jenen, die einer "Zeit großer Angst und Not" Hilfe und Mitgefühl entgegensetzen.

König Charles III. hat in seiner ersten Weihnachtsansprache an seine "geliebte Mutter" Königin Elizabeth II. erinnert. Die Feiertage seien für Hinterbliebene eine ergreifende Zeit, sagte er in der am Sonntag im Fernsehen ausgestrahlten Ansprache. "Wir spüren ihre Abwesenheit zu jeder vertrauten Jahreszeit und erinnern uns an sie bei jeder geschätzten Tradition." Er teile mit der im September dieses Jahres gestorbenen Queen Elizabeth II. "den Glauben an die außergewöhnliche Fähigkeit eines jeden Menschen, mit Güte und Mitgefühl das Leben anderer zu berühren". Das sei "die Essenz unserer Gemeinschaft und das Fundament unserer Gesellschaft", betonte der 74-Jährige.

In seiner ersten Weihnachtsansprache als britischer König hat Charles III. zudem allen Familien in Not sein Mitgefühl ausgesprochen. Der Monarch sagte, es herrsche eine "Zeit großer Angst und Not". Das gelte weltweit für alle, die Konflikten, Hungersnöten oder Naturkatastrophen ausgesetzt seien, sowie diejenigen, "die Wege finden, ihre Rechnungen zu bezahlen und ihre Familien zu ernähren und warm zu halten". Millionen Menschen in Großbritannien haben mit gestiegenen Lebensmittelpreisen und Energiekosten zu kämpfen.

Dank für "selbstlosen Einsatz"

Charles dankte dem Militär sowie Mitarbeitern im Gesundheits- und Sozialwesen sowie Lehrern und allen Beschäftigten im Öffentlichen Dienst für ihren "selbstlosen Einsatz". Sie würden mit viel Menschlichkeit bereitwillig auf die Not anderer reagieren. Gerade in diesen Branchen herrscht aktuell Unmut über niedrige Lohnerhöhungen, es kommt immer wieder zu Streiks. Untermalt wurden die Worte des Königs unter anderem mit Bildern von Lebensmitteltafeln. "Ich möchte besonders all den wunderbar freundlichen Menschen Anerkennung zollen, die so großzügig Lebensmittel oder Spenden oder das wertvollste Gut von allen, ihre Zeit, spenden, um die Bedürftigsten zu unterstützen", sagte der König.

Die Idee zu der inzwischen traditionellen Ansprache geht zurück auf John Reith, den Gründungsdirektor der BBC. Er sprach 1922 König George V. an, der jedoch die Idee zunächst ablehnte, weil er das Radio mit leichter Unterhaltung gleichsetzte und daher nicht als geeignetes Medium betrachtete. Zehn Jahre später zeigte er sich offen für eine solche Ansprache, die erstmals 1932 am Ersten Weihnachtstag übertragen wurde. Charles' Mutter Queen Elizabeth II. hatte jedes Jahr eine Weihnachtsansprache gehalten. Ihre erste gab es 1952, als sie über ihre Krönung im folgenden Jahr sprach. 1957 wurde die Rede zum ersten Mal im Fernsehen übertragen. Die Rede der Königin wurde damals live übertragen, seit 1960 wird sie einige Tage vorher aufgezeichnet, damals auch deshalb, damit sie rechtzeitig in die verschiedenen Länder des Commonwealth übermittelt werden konnte. Die Rede von Charles wurde am 13. Dezember in der St.-Georges-Kapelle in Windsor aufgenommen. Unter der Kirche auf dem Gelände von Schloss Windsor ist die Queen beigesetzt.

Weihnachtssingen in der Westminster Abbey

Zuvor hatte bereits seine Schwiegertochter Kate der Königin ein Weihnachtssingen in der Londoner Westminster Abbey gewidmet, das sie organisiert hatte und das am Heiligabend im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Dabei würdigte sie das "unglaubliche Vermächtnis" der Queen, das "viele von uns zutiefst inspiriert" habe. Kates und Williams Kinder Prinz George (9) und Prinzessin Charlotte (7) sangen laut mit. Auch Charles und seine Königsgemahlin Camilla zählten zu den insgesamt 1800 Gästen bei der Veranstaltung. Thronfolger William las einen Auszug aus der Weihnachtsbotschaft der Queen von 2012.

Britische Medien betonten vor allem das demonstrativ gemeinsame Auftreten der Royals. Damit hätten sie ein Zeichen der Geschlossenheit gegen die Vorwürfe von Williams jüngerem Bruder Harry und dessen Ehefrau Herzogin Meghan in der Netflix-Serie "Harry and Meghan" gesetzt. Am ersten Weihnachtstag erschienen die Royals schließlich mit König Charles III. an der Spitze erstmals seit der Pandemie wieder zum traditionellen Gottesdienst nahe ihrer Residenz Sandringham. Bei recht milden Temperaturen trug Prinz Louis (4), der jüngste Sohn von Thronfolger Prinz William und Prinzessin Kate, kurze Hosen. Zahlreiche Schaulustige warteten teils Stunden, um einen Blick auf die Royals zu erhaschen.

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