Süddeutsche Zeitung

Chaos auf deutschen Autobahnen:Blitzeis legt Verkehr lahm

Spiegelglatte Straßen haben am großen Reisetag vor Weihnachten für chaotische Zustände auf den Autobahnen gesorgt: Auf der A2 geht nichts mehr, auf der A9 kommt ein Mann bei einer Massenkarambolage ums Leben. Die Polizei rät: zu Hause bleiben.

Eisregen und Blitzeis haben am großen Reisetag vor Heiligabend den Verkehr in Deutschland teilweise lahmgelegt. Straßen wurden zu gefährlichen Rutschbahnen, in verspäteten Zügen drängelten sich die Menschen, auf teils spiegelglatten Autobahnen ging nichts mehr. Zwei Menschen kamen bei Verkehrsunfällen ums Leben. Und neuer Schnee ist schon in Sicht.

Entwarnung wenigstens im Flugverkehr: Am Frankfurter Flughafen entspannte sich die Lage. Nach tagelangen Flugausfällen lief auch auf dem größten europäischen Flughafen in London-Heathrow fast alles wieder normal.

Eisregen und Glätte brachten vor allem in Nord- und Ostdeutschland den Verkehr ins Rutschen. Eine bis zu fünf Zentimeter dicke Eisschicht bildete sich mancherorts auf den Straßen. Bei einer Massenkarambolage auf der Autobahn 9 (Berlin-München) kam bei Weißenfels in Sachsen-Anhalt ein Mann ums Leben. 51 Fahrzeuge waren in die Unfallserie auf eisglatter Fahrbahn und bei Nebel verwickelt. Zehn Menschen wurden verletzt.

Bei dem Unfall zwischen Bad Dürrenberg und Naumburg krachten 45 Autos, vier Lastwagen und zwei Transporter ineinander. Auf der wichtigen und stark befahrenen Nord-Süd-Route bildete sich ein zehn Kilometer langer Stau in Richtung München.

In Schleswig-Holstein starb ein 18-Jähriger nach einem Unfall bei Reinbek. Sein drei Jahre jüngerer Beifahrer wurde schwer verletzt. Ihr Wagen war auf glatter Fahrbahn gegen einen Baum geprallt.

Auf der wichtigsten Ost-West-Trasse, der Autobahn 2, kam der Verkehr nahezu zum Erliegen. Zwischen Hannover und der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt staute sich der Verkehr am Abend in beiden Richtungen auf 100 Kilometer Länge. "Seit Stunden geht hier fast gar nichts mehr. Nur Schritttempo ist möglich", sagte Holger Heuer von der Verkehrsmanagementzentrale Niedersachsen. Zudem kamen die Streufahrzeuge kaum durch. "Wir raten, gar nicht erst loszufahren", betonte Heuer.

Mehr als sechs Stunden war wegen massiver Schneeverwehungen der Zugverkehr zwischen Oldenburg und Puttgarden (Schleswig-Holsten) lahmgelegt. Erst nachdem eine Schneefräse die Strecke geräumt hatte, konnte sie wieder freigegeben werden.

Die Bahn ächzte deutschlandweit unter dem Ansturm von Weihnachtsreisenden. Auf den Bahnhöfen zwischen Flensburg und München drängten sich die Menschen, viele Fahrgäste konnten nur noch einen Stehplatz ergattern. Erneut gab es viele Verspätungen und auch Ausfälle.

Die Lage am Frankfurter Flughafen entspannte sich dagegen weiter. "Bei uns läuft alles rund", sagte der Sprecher des Betreibers Fraport, Thomas Uber. Bis zum Nachmittag seien an Deutschlands größtem Airport zwar noch 50 Flüge annulliert worden. Dies sei jedoch auf die anhaltenden Störungen an anderen Flughäfen zurückzuführen. Es gebe auch kaum noch gestrandete Reisende am Flughafen.

Die größten Probleme im Luftverkehr gab es in Dublin und Paris, wie die europäische Flugsicherheitsbehörde Eurocontrol in Brüssel berichtete. Im Schnitt seien die Flugzeuge um 80 Minuten verspätet gewesen. In Wien, Prag und Athen führte Nebel zu Verspätungen.

Auf der Straße war vor allem der Norden betroffen - wo zum Glatteis neuer Schnee hinzukam. Viele Landkreise haben inzwischen fast kein Streusalz mehr. Im Kreis Holzminden in Niedersachsen hieß es, das Salz reiche nur noch für die wichtigsten Straßenabschnitte. In Niedersachsen musste die A7 zwischen Göttingen und Hann.Münden- Hedemünden in Richtung Süden zeitweise voll gesperrt werden.

Im Norden Schleswig-Holsteins behinderten Schneeverwehungen die Autofahrer. Auch dort stellten sich auf den Autobahnen immer wieder Lastwagen quer, Autos rutschten von vereisten Fahrbahnen. Die A7 in Richtung Norden bei Flensburg musste rund eineinhalb Stunden gesperrt werden, ein Wagen war gegen die Mittelleitplanke geprallt. Blitzeis legte am Morgen die Autobahn 24 Berlin-Hamburg lahm.

Auf der A1 zwischen Hamburg und Lübeck spitzte sich die Situation am Vormittag zu, es gab mehrere Glätteunfälle mit Verletzten. Anhaltende Schneefälle führten auch in Frankreich zu langen Staus im Urlaubs- und Feierabendverkehr. Betroffen war neben der Region Paris vor allem der Nordosten des Landes. Dort waren mehrere Hauptverkehrsachsen nicht mehr befahrbar.

Die Behörden verhängten für Lastwagen ein Fahrverbot. Auch an Heiligabend bleibt es in Deutschland kalt - und es fällt fast überall Schnee. Im Norden und Osten bringt das Tief "Scarlett" nach der Prognose des Deutschen Wetterdienstes (DWD) auch kräftigen Wind, der zu Schneeverwehungen führen kann.

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