SZ-Serie "Ein Anruf bei ...":"Die haben uns einfach einen Elfmeter hingelegt"

SZ-Serie "Ein Anruf bei ...": Shademan Souri, 31, ist seit sechs Jahren Pizza-Unternehmer in Gießen. Seine erfolgreichste Pizza heißt "Die Königin" (eine klassische "Margherita"), sein Lieblingsverein ist Eintracht Frankfurt.

Shademan Souri, 31, ist seit sechs Jahren Pizza-Unternehmer in Gießen. Seine erfolgreichste Pizza heißt "Die Königin" (eine klassische "Margherita"), sein Lieblingsverein ist Eintracht Frankfurt.

(Foto: Pizza Wolke)

Der Pizzabäcker Shademan Souri aus Gießen hatte kurzfristig Ärger mit der Uefa, wegen seiner Pizza "Champignons League". Jetzt ist die Sache gegessen, und es ist glasklar, wer der Sieger ist.

Interview von Martin Zips

Seit Shademan Souri sein Gießener Restaurant "Pizza Wolke" im ersten Lockdown schließen musste, hat er sich auf Tiefkühlpizza spezialisiert, mit der er deutsche Supermärkte beliefert. Eine seiner Pizzas heißt "Champignons League", ein Jurist des europäischen Fußballverbands Uefa befürchtete hier allerdings eine Verwechslungsgefahr mit der Champions League und drohte "Shadi", wie er in Gießen genannt wird, mit einer Klage.

SZ: Herr Souri ...

Shademan Souri: Gerade hat die Uefa ihre Forderung zurückgenommen! Und Sie sind der Erste, der's erfährt.

Ach, toll.

Ja, die schreiben, dass alles ein Fehler war. Vermutlich wegen des weltweiten Shitstorms, den es gegeben hat. Das scheint bis in die oberen Führungsetagen vorgedrungen zu sein. Ich meine, letztlich war das mit der Pizza "Champignons League" doch nur ein lustiges Wortspiel.

Mit Wortspielen haben Sie es ja, Herr Souri. Ihre Pizzas nennen sie zum Beispiel "Ham & Bäm" oder "SalAMI". Was kommt als Nächstes? Das "Panino Infantino" oder der Vollkornfladen "Endrunde"?

Gute Idee! Ja, ich mag Wortspiele. Vor allem aber kenne ich mich mit original italienischer Pizza aus.

Naja. Sie wohnen in Gießen und stammen aus Iran ...

Aber ich habe bei einem neapolitanischen Küchenchef gelernt! Durch ihn habe ich meine Liebe zu Italien und der italienischen Küche entdeckt. Waren Sie schon mal in Neapel?

Ja. Da wurde die Pizza erfunden.

Genau. Und wissen Sie was? Bei "Da Michele" dort habe ich drei Monate lang das Pizzabacken erlernt. Von der Pieke auf, wie man in Deutschland sagt. Insgesamt habe ich sieben Monate in Italien gelebt und gearbeitet. Ich kenn mich also aus mit gutem Pizzateig.

Aber sollte ein Unternehmer, egal ob aus Neapel oder aus Gießen, sich heutzutage nicht vor allem mit Markenrecht auskennen?

Zumindest braucht er Anwälte und eine Rechtsschutzversicherung. Denn so Juristen wie der von der Uefa können einem schon ziemlich das Leben schwer machen. Aber ich sage Ihnen was: Eigentlich waren wir in der Sache ganz entspannt, weil wir ja wussten, dass wir uns markenrechtlich korrekt verhalten haben.

Reicht das denn heute noch? In Heilbronn musste sich jüngst die "Pumuckl-Bar" nach 30 Jahren umbenennen. Die heißt jetzt "Fuchsbau" oder so.

Wahnsinn. Das ist echt alles Wahnsinn. Aber gut, für uns war die ganze Sache letztlich eine Riesen-PR, das muss man der Uefa schon lassen. Die haben uns einfach einen Elfmeter hingelegt. Und es stand bei denen noch nicht mal ein Torwart im Tor. Ich habe mehr als 1000 total nette Nachrichten bekommen. Und gerade hat mich zum Beispiel die BBC angerufen. Alle wollen jetzt unsere "Champignons League"-Pizza. Aber wir liefern ja nur an Supermärkte, nicht an Privatpersonen.

Kennen Sie diese deutsche Fun-Metal-Band "J.B.O."? Die ist auch nur bekannt geworden, weil sie mal "We are the Champignons" gesungen hat.

Ach, wegen dem "Queen"-Song? Gab's da auch eine Unterlassungserklärung oder so?

Nicht, dass wir wüssten.

Wahrscheinlich sind Musiker einfach entspannter. Aber den Leuten fehlt es letztlich meist an Humor. Man redet ja gar nicht mehr miteinander. Mit der Uefa gab's auch immer nur Briefwechsel mit Juristen.

Wie wahr, Herr Souri, wie wahr. Wenigstens wir reden noch miteinander. Erhöhen Sie jetzt eigentlich Ihre Produktion?

Das werden wir wohl sehr schnell machen müssen. Vielleicht reichen die 3000 Pizzas, die wir täglich produzieren, nicht mehr aus. Andererseits: Nur nichts überstürzen. Die Werbekampagne der Uefa war zwar riesig, ist aber leider schon nach zwei Tagen wieder vorbei. Wahrscheinlich machen wir einfach weiter wie bisher.

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