Byron bei Chicago:Zwischenfall in Atomreaktor setzt Tritium frei

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Ein Atommeiler in den USA ist nach einem Zwischenfall heruntergefahren worden, radioaktives Tritium wurde freigesetzt. Gefahr habe dadurch nicht bestanden, beruhigen die Behörden. In Japan werden indes die Stresstests für AKW beglaubigt - und die Laufzeiten der Reaktoren beschränkt.

Nach Problemen mit der Energieversorgung ist ein Atomreaktor im US-Bundesstaat Illinois am Montag heruntergefahren worden - eine Nachricht, die trotz niedriger Risikobewertung knapp elf Monate nach der Katastrophe im japanischen Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi beunruhigend klingt. Doch die Behörden in Byron westlich von Chicago versichern: Die Gesundheit der Anwohner sei zu keinem Zeitpunkt in Gefahr gewesen.

Trügerische Idylle in Illinois: In Byron westlich von Chicago musste ein Atomkraftwerk nach einem Zwischenfall heruntergefahren werden. (Foto: AP)

Das defekte Teil einer Schaltanlage hat den Zwischenfall vermutlich verursacht. Die Schaltanlage versorgt den Reaktor mit Energie, nimmt aber auch den produzierten Strom des Meilers auf. Nach Angaben der Betreiber der Anlage wurde tritiumhaltiger Dampf abgelassen, um den Druck zu senken und für Kühlung zu sorgen. Dieser stamme nicht aus dem Inneren des Reaktors, sondern von dort, wo Turbinen Strom produzierten.

Zudem seien Dieselgeneratoren eingesetzt worden, um den Reaktor weiter mit Energie zu versorgen. Die US-Behörden bezeichneten den Vorfall als "ungewöhnliches Ereignis" mit der niedrigsten von vier Gefahrenstufen. Es würde erwartet, dass geringe Mengen radioaktiven Tritiums freigesetzt würden. Für Anwohner und Mitarbeiter der Anlage habe aber keine Gefahr bestanden, hieß es.

Eine Sprecherin der Atomaufsichtsbehörde sagte, es sei zunächst unklar, wie viel Tritium freigesetzt wurde. Die Menge sei jedoch klein, da die Überwachungsgeräte um den Atomreaktor keine erhöhten Strahlenwerte anzeigten. Tritium hat eine relativ kurze Halbwertszeit und kann durch die Luft in den menschlichen Körper eindringen.

Japanische Regierung begrenzt Laufzeit für AKW

Auf der anderen Seite des Pazifik bewertete die Internationale Atomenergiebehörde IAEA Sicherheitstests für japanische Meiler. Sie entsprächen "allgemein" den Standards der IAEA, heißt es in einem Bericht, den die Organisation der japanischen Behörde für die Sicherheit der Nuklear- und Industrieanlagen (Nisa) vorlegte. Es bedürfe jedoch weiterer Inspektionen auch nach Abschluss der "Stresstests". Eine zehnköpfige Expertengruppe der Wiener Atombehörde hatte sich auf Tokios Bitte hin neun Tage in Japan aufgehalten, um die Sicherheitstests an den Atomanlagen zu prüfen.

Mit sogenannten Stresstests soll geprüft werden, inwieweit Japans Atomkraftwerke schweren Katastrophen wie Erdbeben, Tsunami und Stromausfälle standhalten können. Sie wurden nach der Katastrophe von Fukushima-1 von der Regierung angeordnet.

Am Dienstag beschloss das Kabinett außerdem, die Laufzeiten seiner Kernkraftwerke auf 40 Jahre begrenzen. Dem Gesetzesentwurf zufolge sind jedoch in einigen Fällen auch Verlängerungen um bis zu 20 weitere Jahre möglich. Viele der 54 japanischen Meiler erreichen bereits in den nächsten Jahren eine Laufzeit von 40 Jahren.

Von dreißig zu drei Prozent Anteil Atomstrom

Von Japans 54 Atommeilern erzeugen wegen routinemäßiger Wartungsarbeiten gegenwärtig nur noch drei Strom. Sobald sie ebenfalls bis Ende April abgeschaltet werden, ist die Inselnation atomstromfrei. Bis zum GAU im havarierten Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi deckten die Atomkraftwerke 30 Prozent des Strombedarfs, inzwischen sind es weniger als drei Prozent.

Atomreaktoren werden in Japan alle 13 Monate für eine Wartung heruntergefahren. Ans Netz dürfen die Anlagen allerdings erst wieder, wenn die örtlichen Behörden zugestimmt haben. Seit der Katastrophe in Fukushima ist dies jedoch angesichts großer Sorgen im Volk über die Sicherheit der AKW nicht mehr geschehen. Zudem ist der Genehmigungsprozess sehr zeitaufwendig.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/leja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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