Bus-Tragödie in Brandenburg:Verdacht auf fahrlässige Tötung

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Nach dem Busunglück mit 13 Toten ermittelt die Staatsanwaltschaft. Sieben Leichen konnten bislang identifiziert werden. Unter den Opfern ist nach neuesten Angaben auch ein Kind. Inzwischen ist klar, dass es im Bus ausreichend Anschnallgurte gab.

Die Ermittlungen nach der Bus-Tragödie am Schönefelder Kreuz mit 13 Toten laufen auf Hochtouren. Eine deutsch-polnische Ermittlungsgruppe forscht nach der Unfallursache, die Landesregierung bildete eine Arbeitsgruppe. Die Staatsanwaltschaft in Potsdam ermittelt wegen fahrlässiger Tötung, wie Sprecher Ralf Roggenbuck am Montag mitteilte.

Mitarbeiter der Feuerwehr tragen am Sonntag einen Sarg von der Unfallstelle am Schönefelder Kreuz bei Berlin. (Foto: dapd)

Der Wagen der 37 Jahre alten mutmaßlichen Unfallverursacherin sei sichergestellt worden. Auch der Zustand des Busses werde genau untersucht. Außerdem hätten die ersten Obduktionen der Leichen im Gerichtsmedizinischen Institut Potsdam begonnen. Sie seien richterlich angeordnet worden. Wann die Leichen freigegeben werden, konnte Roggenbuck noch nicht sagen.

Ein Kind unter den Toten

Bei dem schwersten Busunglück seit Jahresbeginn in Deutschland waren am Sonntag 13 Menschen ums Leben gekommen und 38 verletzt worden. Insgesamt saßen 49 Menschen im Bus.

Sieben Todesopfer konnten bislang identifiziert werden, wie ein Polizeisprecher sagte. Zu den Opfern gehöre auch ein Kind, wie der Präsident des Polizeipräsidiums Frankfurt/Oder mitteilte. Genauere Angaben zur Identität der Toten und Verletzten machte Feuring nicht. Er handele sich aber überwiegend um Erwachsene.

Die Identifizierung der übrigen Toten laufe. "Einige sind so schwer verletzt, dass sich eine Identifizierung schwierig gestaltet", sagte der Sprecher. Eine Frau aus dem verunglückten Bus schilderte dem polnischen Fernsehsender TVN24 beklemmende Eindrücke von der Katastrophe: "Es gab einen großen Knall, ich hörte Schreie der Menschen. Alle riefen nach Hilfe. Eine Frau, mit der ich mich angefreundet habe, bat mich, zu schauen, ob ihr Mann noch lebt".

"Modernes Gurtsystem"

Am Morgen trafen laut Polizei 120 Angehörige aus Polen in Königs Wusterhausen ein, um etwas über das Schicksal ihrer Verwandten zu erfahren. Sie wurden von Notfallseelsorgern und Mitarbeitern der polnischen Botschaft betreut. Gleich nach ihrer Ankunft wurden sie gegen den Medienansturm abgeschirmt.

Sechs Leichtverletzte konnten inzwischen in ihre Heimat zurückkehren. Drei sehr schwer Verletzte liegen nach Angaben der polnischen Gesundheitsministerin Ewa Kopacz noch im künstlichen Koma. Andere wiederum seien außer Lebensgefahr. Am Sonntag wurden insgesamt 38 Menschen zum Teil schwer verletzt.

Einem Bericht des Nachrichtenmagazins Brandenburg Aktuell gab es Gurte für die Fahrgäste. Detaillierte Filmaufnahmen aus dem Inneren des Unglücksbusses zeigen die Sicherheitsgurte an den Sitzen. Dem Fernsehbericht vom Montagabend zufolge handelt es sich um ein "modernes Gurtsystem".

Polens Regierungschef Donald Tusk, der am Abend nach dem Unglück nach Deutschland gereist war, ist inzwischen wieder nach Warschau zurückgekehrt. Tusk hatte gemeinsam mit Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) Verletzte in einer Klinik besucht.

Polnische Bestatter sind auf dem Weg

Die Toten würden vermutlich von polnischen Bestattern abgeholt um in der Heimat beerdigt zu werden, sagte ein Sprecher der Bestatter-Innung Berlin-Brandenburg auf Anfrage. Er rechne damit, dass die Angehörigen dort noch einmal Abschied von den Opfern nehmen. Die Rückführung der Leichen regelt ein Abkommen zwischen Deutschland und Polen. Kurz nach dem Unglück am Sonntag hatten zunächst Bestattungsunternehmen der Region die Leichen geborgen und zur Rechtsmedizin gebracht.

Ob die Botschaft ein Kondolenzbuch auslegt, wurde zunächst nicht bekannt. In der Woiwodschaft Westpommern, aus der die Opfer kamen, wurde für Dienstag eintägige Trauer ausgerufen.

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