Süddeutsche Zeitung

Bundestags-Auktion:Ausverkauf bei der FDP

Ein gelbes Biedermeiersofa, Sessel von Le Corbusier und eine Theodor-Heuss-Büste: Die frühere FDP-Bundestagsfraktion versteigert ihren Hausstand - und jeder kann bei diesem Bundestags-Ebay mitbieten.

Von Lisa Rüffer

Man kennt das ja vom Ausmisten daheim: Wohin bloß mit dem ganzen Kram? Seit Oktober 2013 befindet sich die FDP-Bundestagsfraktion in Liquidation, sie löst sich auf und ist damit zum ersten Mal in ihrer Geschichte nicht mehr im Bundestag. Das heißt, Verträge werden abgewickelt, Mitarbeiter räumen ihre Sachen in Kisten und hinterlassen fast leere Büros.

Übrig geblieben sind nun ein paar Möbel und eine Theodor-Heuss-Büste, die laut Bild einst Guido Westerwelle angeschafft hat. Wohin also mit dem Kram? Zur Versteigerung: Bis 13 Uhr an diesem Dienstag können Interessierte noch mitbieten.

Die Partei muss die bronzene Büste des Künstlers Gregor Dittmer ebenso wie die anderen Vermögenswerte zu Geld machen, so lauten die rechtlichen Vorschriften. Die Bundesregierung hat in den 50er-Jahren für solche Fälle sogar eine eigene Institution eingerichtet: die Vebeg - das Verwertungsunternehmen des Bundes. Man könnte es auch Bundes-Ebay nennen. Es gibt dort Münzschrott, alte Uniformen, Fahrzeuge und Flugzeuge, Schreibtischlampen und was sonst noch so ausgedient hat in den Betrieben des Bundes.

Und wenn nun alles die AfD ersteigert?

Neben der Büste wird dort auch FDP-Mobiliar versteigert, das Fragen aufwirft und die Phantasie anregt. In welchem Büro stand zum Beispiel das gelbe Biedermeiersofa? Und dann die historischen Abgeordnetenstühle aus dem Bonner Plenarsaal. Wer konnte sich beim Umzug von Berlin nicht von ihnen trennen? Warum weisen sie "starke Gebrauchsspuren auf," ist gar das "Leder zum Teil gerissen", wie es auf der Seite der Vebeg heißt? Das Designer-Mobiliar von Le Corbusier, Sofa, drei Sessel und ein Glastisch? Hat sich bestimmt der geschmackssichere Christian Lindner bestellt. Und wenn das alles nun Bernd Lucke von der AfD ersteigert? Die FDP wäre machtlos.

Mitbieten kann nämlich jeder, der sich online auf www.vebeg.de registriert hat. Die Gebote werden verdeckt abgegeben, nach Auktionsende wird der Höchstbietende informiert und kann dann das Objekt abholen. Bleibt die Vebeg auf ihren Angeboten sitzen, gehen sie zurück an die FDP. Vielleicht landet die Theodor-Heuss-Büste am Ende doch wieder dort, wo sie hingehört: bei Guido Westerwelle auf der Fensterbank.

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Quelle:
SZ vom 17.06.2014/sosa
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