Bundeskanzlerin beim Papst:Warum Merkel und Franziskus so viel lächeln

Papst Franziskus empfängt Merkel zu Privataudienz

Papst Franziskus empfängt Angela Merkel 38 Minuten lang zur Privataudienz.

(Foto: dpa)
  • Zum vierten Mal haben sich Papst Franziskus und Kanzlerin Angela Merkel im Rahmen einer Privataudienz getroffen.
  • Thema ist der G-20-Gipfel. Merkel sagte nach der Audienz, es sei ein "sehr ermutigendes Gespräch" gewesen.
  • Die Audienz dauert 38 Minuten und damit deutlicher länger als das Treffen des Papstes mit Trump vor ein paar Wochen.

Von Oliver Meiler, Vatikanstadt

Auch ein Lächeln kann ein politisches Statement sein. Vor allem in diesen Zeiten, in denen die Körpersprache in der Weltpolitik dank Trump und seinen Schubsern und zupackenden Handshakes wieder eine gewisse Bedeutung erlangt hat. Papst Franziskus und Kanzlerin Angela Merkel haben ihre vierte Begegnung im Rahmen einer Privataudienz auch dafür genutzt, sehr viel und sehr herzlich in die Kameras zu lachen. Vielleicht haben sie auch ein bisschen demonstrativ gelächelt.

Vor drei Wochen war Donald Trump beim Papst gewesen, in derselben Bibliothek im zweiten Stock des Apostolischen Palasts, und damals hat nur der Gast aus Washington gelacht. Franziskus zog eine Miene, wie man sie von ihm noch selten gesehen hatte. Das Foto vom griesgrämigen Papst ging um die Welt.

38 Minuten dauerte nun das Treffen mit Merkel, obschon der Papst ein volles Tagesprogramm hatte. Auf der Skala solcher Audienzen, die von den Vatikanexperten jeweils mit der Stoppuhr gemessen werden, sind 38 Minuten ein herausragender Wert. Normal sind zwanzig Minuten, gut sind dreißig. Was darüber ist, ist außergewöhnlich. Bei Trump blieb die Uhr bei 29 Minuten stehen.

Die evangelische Pfarrerstochter aus dem Osten Deutschlands und der katholische Oberhirte aus Argentinien sehen die Welt in einigen zentralen Belangen ähnlich. Franziskus lobte die Kanzlerin einst ausdrücklich für ihren Umgang mit der Flüchtlingsfrage. Und auch beim Thema Umwelt ist man sich einig. Merkel war diesmal nach Rom gereist, um mit dem Papst über die Agenda des G-20-Gipfels zu reden, der am 7. und 8. Juli in Hamburg stattfinden wird und Spitzenvertreter der führenden Industrie- und Schwellenländer zusammenbringt.

Merkel sagte nach der Audienz, es sei ein "sehr ermutigendes Gespräch" gewesen. Der Papst und sie seien sich einig, dass die Welt - auch nach dem Bruch der USA, die "bedauerlicherweise" ihren Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen beschlossen hätten - zusammenarbeite, dass sie Mauern einreiße statt neue aufzubauen. Franziskus habe sich gefreut, dass Afrika im Zentrum des Gipfels stehe. Merkel sprach von "Europas Nachbarkontinent".

Franziskus überreichte Merkel zudem ein Kondolenztelegramm, in dem er des verstorbenen Kanzler Helmut Kohl gedachte. Der Tod des "Kanzlers der Einheit", steht darin, habe ihn "tief bewegt". Kohl sei ein großer Staatsmann und überzeugter Europäer gewesen.

Merkel bringt "Dulce de leche" und Beethoven mit

Zum Ritual von Privataudienzen gehört auch, dass sich Gast und Gastgeber beschenken. Merkel brachte dem Papst aus dessen Heimat drei Gläser "Dulce de leche" mit, ein süßer Brotaufstrich aus Milch, je 830 Gramm. Dazu einen Koffer mit den gesammelten Werken Beethovens, dirigiert von Wilhelm Furtwängler. Der Papst schenkte Merkel drei seiner Schriften auf Deutsch, dazu eine kleine Skulptur aus Bronze - ein Olivenzweig, das Symbol für Frieden.

Nach der Begegnung besuchte Merkel die Ausstellung "La Menorà" in den Vatikanischen Museen, die gemeinsam von der jüdischen Gemeinde und dem Vatikan organisiert wurde und die Geschichte der Menora nachzeichnet, des siebenarmigen jüdischen Leuchters und Symbols. Die Kanzlerin hätte die Ausstellung schon am Vorabend, nach ihrer Ankunft in Rom, besuchen wollen, erfuhr dann aber vom Tod Helmut Kohls und bereitete stattdessen ihre Erklärung vor. Es handle sich um eine großartige Ausstellung, sagte Merkel, die von der Verbundenheit des Judentums und des Christentums zeuge.

Die Programmänderung sorgte kurzfristig dafür, dass tausende Pilger und Touristen auf dem Petersplatz in streng einzäunten Sektoren ausharren mussten, bis der Tross der Dienstautos mit Merkel und Gefolgschaft endlich losfuhr. Unter der Mittagssonne, bei mehr als 30 Grad.

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