SZ-Serie "Ein Anruf bei...":"Bei beidem kann man nur als Team erfolgreich sein"

SZ-Serie "Ein Anruf bei...": Die Deutsche Fußballnationalmannschaft der Bürgermeister beim Spiel gegen Polen Anfang April.

Die Deutsche Fußballnationalmannschaft der Bürgermeister beim Spiel gegen Polen Anfang April.

(Foto: DFNB e.V/DFNB e.V)

2008 hat Deutschland den Titel geholt, jetzt ist Fußball-Europameisterschaft in der Slowakei. Anmerkung: Hier kicken nur Bürgermeister. Dietmar Späth aus Muggensturm erklärt, worum es geht.

Interview von Friedrich Conradi

Kaum wurde sie vom Deutschen Städte- und Gemeindebund gegründet, fuhr sie schon den ersten großen Erfolg ein: Die Deutsche Fußballnationalmannschaft der Bürgermeister gewann 2008 die Europameisterschaft in Österreich. Jetzt steht wieder einmal eine EM an. Bürgermeister können sich bewerben, um nominiert zu werden - in einem Trainingslager mussten sie dafür ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Dietmar Späth ist Bürgermeister der baden-württembergischen Gemeinde Muggensturm und hat mit der Nationalmannschaft schon einiges erlebt.

SZ: Herr Späth, wo erreiche ich Sie denn gerade?

Dietmar Späth: In Südtirol. Ich bin im Urlaub.

Erholen Sie sich dort von dem Testspiel gegen Polen am Wochenende?

Genau, das ist 3:3 ausgegangen. Ich wurde in der zweiten Halbzeit eingewechselt.

Als Muggensturmer Stürmer?

Ja, an vorderster Front. Selbst getroffen habe ich aber diesmal nicht.

Beim nächsten Mal wieder, Herr Späth. Worüber unterhalten sich eigentlich 20 Bürgermeister in so einem Trainingslager?

Wir sprechen viel über Politik. Das sind oft Gespräche über Themen, die uns derzeit alle berühren. Natürlich im Moment vor allem der Krieg in der Ukraine und die Frage, wie man am besten mit den Flüchtlingen umgeht. Wir treffen uns nicht nur zum Spielen und Trainieren, sondern tauschen uns aus und helfen uns gegenseitig.

Verstehe.

Die Nationalmannschaft der Bürgermeister ist ein sozialpolitisches Projekt. Das war diesmal auch für mich besonders wichtig und spannend, da ich bald als neuer Oberbürgermeister von Baden-Baden mit zahlreichen Flüchtlingen umgehen muss, hier in Süddeutschland kommen besonders viele an.

Kann man sich da überhaupt freuen auf die Europameisterschaft in der Slowakei?

Angesichts dieser unfassbaren Kriegszustände wird es keine große Veranstaltung geben. Dennoch wollten wir uns zur Verständigung treffen, um mit Bürgermeistern aus ganz Europa auch über die Situation in der Ukraine zu sprechen. Vierzehn Nationen werden dabei sein.

Man kommt ja ganz schön rum als fußballaffiner Bürgermeister.

Ja, in Europa und auf der ganzen Welt. Wir waren in Brasilien, Südafrika, Palästina, Israel und noch vielen weiteren Ländern. Wir verbinden die Verständigung mit Spendenaktionen für örtliche Hilfsprojekte. Stets vorbereitet vom Auswärtigen Amt. Und natürlich spielen wir Fußball. Wir machen das mit unserem Urlaub und zahlen alles selbst.

SZ-Serie "Ein Anruf bei...": Dietmar Späth, 58, ist seit 1993 Bürgermeister der Gemeinde Muggensturm in Baden-Württemberg. Ab Juni übernimmt der parteilose Politiker dasselbe Amt in der Stadt Baden-Baden. Er spielt seit 2008 für die Deutsche Fußballnationalmannschaft der Bürgermeister.

Dietmar Späth, 58, ist seit 1993 Bürgermeister der Gemeinde Muggensturm in Baden-Württemberg. Ab Juni übernimmt der parteilose Politiker dasselbe Amt in der Stadt Baden-Baden. Er spielt seit 2008 für die Deutsche Fußballnationalmannschaft der Bürgermeister.

(Foto: Gemeinde Muggensturm)

Wie war es in Palästina?

Wir haben dort einen Vortrag der ersten Bürgermeisterin von Ramallah gehört, eine sehr interessante Frau! Auch dem Geschäftsführer der PLO, der Palästinensischen Befreiungsorganisation, haben wir zugehört und seine Sicht des Konfliktes kennengelernt. Eine Woche später waren wir dann in Israel, dort haben wir dann auch gespielt, ein offizielles Länderspiel. Zu diesem Anlass haben sich zum ersten Mal alle israelischen Bürgermeister zusammengefunden. Ich habe durch diese Reise einen völlig neuen Blick auf die dortige Spannungssituation bekommen.

Gibt es einen Moment Ihrer Karriere, an den Sie sich besonders gern erinnern? Ein tolles Tor vielleicht?

Den Gewinn der Europameisterschaft 2008 - ganz klar. Ganz besonders war es auch, dass wir einmal acht Tage lang Staatsgäste in Armenien sein durften, als wir dort ein Länderspiel hatten, das in Jerewan ausgetragen wurde. Es waren ungefähr 7000 Zuschauer vor Ort und auch das Fernsehen. Ein ganz besonderer Tag. Obwohl wir verloren haben.

Kann man denn vom Fußball etwas für die Arbeit als Bürgermeister lernen?

Bei beidem kann man nur als Team erfolgreich sein. Das war die Grundlage unseres Erfolges in Muggensturm, dass alle an einem Strang zogen: Verwaltung, Gemeinderat und Bürgerschaft. Und so ähnlich fühlte es sich auch an, als wir 2008 Europameister wurden. Damals haben wir dieselben Tugenden an den Tag gelegt.

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