Bürgerkrieg in Syrien:Tod eines Fußballers

Burak Karan

Bei Kämpfen in Syrien ums Leben gekommen: Der ehemalige Nationalspieler Burak Karan.

(Foto: dpa)

Einst spielte er neben Sami Khedira und Kevin-Prince Boateng, dann schloss er sich dem "Heiligen Krieg" an: Ein deutscher Fußballprofi kämpft nach seiner kurzen Karriere im syrischen Bürgerkrieg - und kommt im Kampf gegen das Assad-Regime ums Leben.

Von Jan Bielicki

Sein letzter Einsatz als Fußballprofi dauerte nicht lange. Am 29. März 2008, beim 2:0-Sieg der zweiten Mannschaft seiner Alemannia Aachen gegen Bergisch Gladbach 09, wurde Burak Karan in der 88. Minute eingewechselt. Danach beendete der damals 20-Jährige aus Wuppertal seine Sportkarriere, die so verheißungsvoll begonnen hatte. Noch als Jugendspieler war er sieben Mal für die deutsche U16- und U17-Nationalmannschaft aufgelaufen - neben heutigen Stars wie Sami Khedira, Kevin-Prince Boateng und Dennis Aogo.

Im Oktober 2013 wurde der junge Mann dann noch einmal gefeiert - von islamistischen Extremisten. Da war er bereits tot, umgekommen in der im syrischen Bürgerkrieg umkämpften Stadt Asas nahe der türkischen Grenze. Er habe sein Zuhause verlassen, um "gegen die Ungerechtigkeit von Bashar al-Assad zu kämpfen", pries ein Youtube-Video einen Mann namens Abu Abdullah at-Turki. "Die Mudschaheddin in Asas berichten, dass er wie ein Löwe in das Gebiet der Kuffar" - der Ungläubigen - "gestürmt ist". Und dass er "Freude daran hatte, sie zu bekämpfen.

Nun ist er bei seinem Herrn im Herzen grüner Vögel." Wer sich hinter dem Namen Abu Abdullah "der Türke" verbarg, war deutschen Sicherheitsbehörden schnell klar: Burak Karan. Das Youtube-Video zeigt Bilder des bärtigen Mannes, lächelnd, Kinder herzend - mit einem Sturmgewehr in der Hand.

Kontakt zu besonders radikalen Islamisten

Verfassungsschützer in Nordrhein-Westfalen hatten den Ex-Fußballer schon seit einiger Zeit im Auge. Er galt zwar nicht als sogenannter Gefährder, hatte aber Kontakt zu besonders radikalen Islamisten: den Brüdern E., die wie er aus Wuppertal stammen. Karan ging aber nicht mit, als die Brüder 2009 ins pakistanisch-afghanische Grenzgebiet zum "heiligen Krieg" aufbrachen. Bünyamin wurde dort 2010 bei einem Drohnenangriff getötet. Emrah wurde im Juni 2012 in Tansania verhaftet und steht derzeit in Frankfurt vor Gericht.

Auch Karan radikalisierte sich. Er habe "nur vom Dschihad und anderem kriegerischen Zeug gesprochen", sagte seine Schwester Zuhal dem Magazin Focus. Sein Bruder Mustafa bestritt jedoch in der Bild-Zeitung, dass der Ex-Fußballspieler aktiv in Syrien gekämpft habe. Burak Karan habe nur die Verteilung von Hilfsgütern organisiert, "wenn er sich bewaffnet hat, dann um die Transporte zu schützen." Der Verfassungsschutz schätzt, dass sich derzeit etwa 200 Islamisten aus Deutschland in Syrien aufhalten könnten.

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