Bürgerentscheid über Seilbahn in Hamburg:Lebensraum statt Location

Abstimmung über Bau einer Seilbahn

Eine Computeranimation zeigt die geplante Seilbahn über die Elbe im Hamburger Hafen.

(Foto: dpa)

Massiv, nutzlos und eine bloße Kulisse für gruselige Events: Die Hamburger haben den Bau der neuen Touristenattraktion zu Recht abgelehnt.

Kommentar von Marc Widmann

Nun werden die Hamburger also am Boden bleiben, sie werden nicht in 80 Metern Höhe über die Elbe schweben. Sie haben erstaunlich deutlich eine Seilbahn abgelehnt, die mit Ökostrom fahren sollte und allein von privaten Investoren gebaut worden wäre, ohne große Kosten für die Steuerzahler. Warum nur? Haben die Hamburger etwas gegen Seilbahnen? Nein, haben sie nicht. Aber sie waren aus guten Gründen gegen dieses Projekt.

Zum Ersten, weil die Bahn mit ihren bis zu 130 Meter hohen Pfählen das Hafenpanorama nicht dezent verziert, sondern es massiv verändert hätte. Und der Hafen ist ein emotionales Thema in der Hansestadt.

Zum Zweiten, weil die Bahn kein praktisches Transportmittel gewesen wäre, mit dem die Hamburger ihren überfüllten Straßen hätten entschweben können. Sie wäre nur ein Zubringer von Touristen zu den Musicals am anderen Ufer der Elbe gewesen, für die Hamburger ziemlich nutzlos.

Doch die haben, drittens, vor allem in St. Pauli und der Neustadt längst das Gefühl, dass ihre Stadtteile allmählich zur Kulisse verkommen für Touristenströme und gruselige Events wie Schlager Move und Harley Days.

Daher ist das Nein zur Bahn kein Veto gegen Seilbahnen als Verkehrsmittel, sondern ein Zeichen an die Stadtoberen: Eine Großstadt ist nicht nur eine spannende Location für Eventmanager, sie ist vor allem: ein Lebensraum.

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