Bud Spencer:Sie nannten ihn Pedersoli

"Wir hatten nicht mal Hallenbäder": Bud Spencer schwamm für Italien bei Olympia, bevor er 104 Filme drehte - nun drückt er dem italienischen Olympiateam die Daumen.

Lenz Koppelstätter

Carlo Pedersoli zählte in den 1950er Jahren zu den besten Schwimmern der Welt. Danach eroberte er als Bud Spencer die Leinwände ("Vier Fäuste für ein Halleluja", "Sie nannten in Mücke", "Plattfuß räumt auf"). Heute lebt Pedersoli in Rom.

Bud Spencer: Carlo Pedersoli alias Bud Spencer: Heute ....

Carlo Pedersoli alias Bud Spencer: Heute ....

(Foto: Foto: AP)

SZ: Guten Tag, Herr Pedersoli, hier ist die Süddeutsche Zeitung. Wir möchten mit Ihnen. . .

Pedersoli: Sie rufen aus Deutschland an? Ich habe zwei Jahre in Deutschland studiert, doch mein Deutsch habe ich wieder vergessen. Aber grade habe ich einen Film dort gedreht, in Berlin. Kommt im Oktober in die Kinos. Der heißt, wie heißt der gleich nochmal? Nelly! Wie heißt der neue Film?

(aus dem Hintergrund): "Mord ist mein Geschäft, Liebling".

Pedersoli: "Mord ist mein Geschäft, Liebling".

SZ: Wer ist Nelly?

Pedersoli: Meine Sekretärin. Ich bin jetzt 78 und ich habe 104 Filme gedreht, da kann ich mir nun wirklich nicht alle merken. Sie rufen also aus Deutschland an, nicht wahr?

SZ: Ja, wir möchten etwas über Ihr Leben erfahren, bevor sie Bud Spencer wurden. Etwas über ihre Karriere als Schwimmer. Sie waren ja zweimaliger Olympiateilnehmer. Bei den Spielen 1952 in Helsinki wurden sie Fünfter.

Pedersoli: Ja, ich war schon als Schwimmer ein Star. Carlo Pedersoli war ein großer Star! Mit viereinhalb Jahren habe ich in Neapel schwimmen gelernt. Mit acht habe ich zum ersten Mal beim einem Wettkampf teilgenommen - und gewonnen. Im Brustschwimmen wurde ich dreimal Jugendmeister: 1941, 1942 und 1943. Mit 20 merkte ich, dass ich im Kraulschwimmen noch besser bin. Ich wurde sieben Jahre hintereinander italienischer Meister im Freistil. Von 1950 bis 1957. Ich war der erste Italiener, der die 100 Meter Freistil unter einer Minute schwamm.

SZ: Wow. Und dann haben Sie beschlossen, Bud Spencer zu werden.

Pedersoli: Also wenn ich ihnen jetzt erzählen soll, wie und warum ich zum Film kam, dann sitzen wir sechs Jahre hier.

SZ: Sagen wir einfach: Sie haben Ihre Bekanntheit als Schwimmer genutzt, um ins lukrative Filmgeschäft zu wechseln.

Pedersoli: Was reden Sie da für einen Quatsch! Ich wollte nie Schauspieler werden. Ich habe während meiner Schwimmkarriere nur ein, zwei kleine Statistenparts gespielt. 1967, zehn Jahre nachdem ich mit dem Schwimmen aufgehört hatte, haben sie mich angerufen und gefragt, ob ich's nicht mal versuchen will mit einer großen Rolle. Ich hatte aber eine Riesenangst, dass ich mir mit einem Flop meinen guten Ruf als Schwimmer kaputtmache. Deshalb habe ich mir den Künstlernamen Bud Spencer ausgedacht. Bud wie das Bier und Spencer wie Spencer Tracy. Ich wollte wirklich nur diesen einen Film machen. "Gott vergibt, wir beide nie", so hieß er. Na ja, am Ende sind es dann doch, wie gesagt, 104 geworden.

SZ: Sie sind als Bud Spencer unsterblich geworden!

Pedersoli: Niemand ist unsterblich. Auch Bud Spencer nicht. Nur Gott im Himmel ist unsterblich.

SZ: Herr Pedersoli, schauen sie sich die Schwimmwettbewerbe in Peking an?

Pedersoli: Klar, ich kann's kaum erwarten. Ich schaue mir alles im Fernsehen an - mit dem Schlafen wird es wohl nichts. Wird ja alles mitten in der Nacht übertragen.

SZ: Die Italiener könnten ganz gut abschneiden.

Pedersoli: Ganz gut abschneiden? Filippo Magnini ist Weltmeister über 100 Meter Freistil. Wir haben die besten Schwimmer der Welt! Massimiliano Rosolino, Emiliano Brambilla - die Jungs können alle gewinnen.

SZ: Was hat sich verändert im Schwimmsport seit Ihrer aktiven Zeit?

Pedersoli: Das ist eine ganz andere Welt heute. Das sieht man schon bei den Zeiten. Der Weltrekord über 100 Meter Freistil liegt bei 47 Sekunden. Unter einer Minute schwimmen mittlerweile die kleinen Mädchen. Der Sport wird heute viel professioneller betrieben. Da steckt eine ganze Wissenschaft dahinter. Im Trainingslager schwimmen die schon mal 15 Kilometer am Tag. Ich bin damals vielleicht tausend Meter am Tag geschwommen. Und ich habe 70 Mal den Trainer gewechselt, weil die alle nichts taugten. Da kam immer einer, der glaubte mehr zu verstehen als ein anderer.

SZ: Es war wohl sicher nicht leicht mit Ihnen, oder?

Pedersoli: Ja, ja, ich war schon ein schwieriger Typ. Ich habe sogar geraucht.

SZ: Was? Als Profischwimmer?

Pedersoli: Eine Schachtel am Tag. Das war alles nicht so professionell. Ist ja 60 Jahre her. Mein Gott, da gab es für den Winter noch nicht mal Hallenbäder. Deshalb habe ich in den kalten Monaten geboxt, um in Form zu bleiben. Dabei habe ich viel gelernt für meine Rolle als Bud Spencer. Und Rugby gespielt habe ich auch. Ich war mal italienischer Meister bei den Studentenmeisterschaften. . .

SZ: Das auch noch. Und im Internet kursiert das Gerücht, Sie seien mal Wasserball-Profi gewesen.

Pedersoli: Stimmt. Ich war als Wasserballspieler zwar nie bei den Olympischen Spielen, aber fünf Jahre im Nationalkader, als Center. Ich habe jede nur erdenkliche Sportart ausgeübt - außer zweien.

SZ: Sagen sie schon!

Pedersoli: Pferdejockey und Balletttänzer.

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