SZ-Kolumne "Bester Dinge":A little bit late

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(Foto: Earlsdon Carnegie Community Library/TNG)

Im Jahr 1938 hat ein britischer Captain sich ein Buch ausgeliehen. Wie es jetzt, 84 Jahre später, seinen Weg zurück in die Bibliothek fand.

Von Christina Gutsmiedl

Das Jahr 1938 hält einige Ereignisse bereit, von denen die meisten Leute wahrscheinlich noch nie gehört haben. Vor der südafrikanischen Küste gerät ein Komoren-Quastenflosser in das Netz eines Fischdampfers, ein Tier, von dem man dachte, es sei Ende der Kreidezeit ausgestorben. Im Magazin Action Comics werden die ersten Abenteuer von Superman veröffentlicht. Und Captain William Humphries leiht in einer Bibliothek in Coventry, Großbritannien, ein Buch für seine damals sechs Jahre alte Tochter aus - und behält es für eine halbe Quastenflosser-Ewigkeit.

Erst jetzt hat das Buch - eine Abhandlung über den Rotwild-Bestand in Großbritannien um das Jahr 1884 - den Weg zurück in die Bibliothek gefunden. Der Enkel des längst verstorbenen Captain hat es nach dem Tod seiner Mutter beim Entrümpeln gefunden und zurückgebracht, laut einem BBC-Bericht sagte er: "Mir scheint, ich habe das Verbrechen meines Großvaters getilgt." In die Medien hat die Langzeit-Ausleihe es damit schon mal geschafft, ob sie auch in die Geschichtsbücher Einzug halten wird, ist fraglich. Dafür sind 84 Jahre fast zu kurz. Den Weltrekord hält ein Buch, das es im Jahr 1956 stolze 288 Jahre nach Ende der Leihfrist zurück in die Bibliothek der Universität von Cambridge schaffte.

Die Mahngebühren von 18,27 Pfund, umgerechnet 21,05 Euro, wurden dem Enkel von Captain Humphries erlassen, er spendete sie an die Bibliothek. Er habe ein schlechtes Gewissen - nicht etwa wegen der späten Rückgabe, sondern weil man ihn in der Bibliothek gefragt habe, ob er das Buch gelesen habe, und er habe sagen müssen: "Hab ich nicht." Er erwäge jetzt, das Buch noch mal auszuleihen.

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