Brustimplantate-Skandal:Interpol-Fahndung nur wegen Trunkenheit am Steuer

Interpol fahndet nach Jean-Claude Mas, dem die Produktion potentiell gefährlicher Brustimplantate vorgeworfen wird - allerdings aus anderen Gründen als zunächst angenommen. Der Mann wird wegen Trunkenheit am Steuer gesucht.

Interpol fahndet nach dem Gründer der französischen Firma, deren fehlerhafte Brustimplantate weltweit Hunderttausenden Frauen eingesetzt wurden. Zunächst wurde in Medienberichten ein Zusammenhang mit dem Skandal vermutet, doch nun stellt sich heraus: Er steht in Wahrheit seit Monaten auf der Liste der Ermittler, und zwar wegen Trunkenheit am Steuer.

Brustimplantate-Skandal: Wegen Verbrechen gegen "Leben und Gesundheit" gesucht: Jean-Claude Mas auf einem an Heiligabend veröffentlichten Foto.

Wegen Verbrechen gegen "Leben und Gesundheit" gesucht: Jean-Claude Mas auf einem an Heiligabend veröffentlichten Foto.

(Foto: AFP)

Der Steckbrief mit Fotos des 72-jährigen Jean-Claude Mas war auf Antrag Costa Ricas auf der Internetseite der Internationalen Polizeibehörde Interpol veröffentlicht worden. Als Delikt werden Vergehen in der Kategorie "Leben und Gesundheit" genannt - das wurde in ersten Berichten als Hinweis auf den Skandal um Mas' Firma Poly Implant Prothese (PIP) gewertet. Tatsächlich teilte Interpol dann am Samstagnachmittag mit, die Fahndung habe nichts damit zu tun. Mas werde seit mehreren Monaten wegen Trunkenheit am Steuer gesucht.

PIP war wegen potenziell gesundheitsgefährdender Brustimplantate in die Kritik geraten. Die Firma soll Silikon, das eigentlich in Matratzen eingesetzt wird, zur Herstellung von Brustimplantaten verwendet haben - diese drohen dadurch zu reißen. PIP war 2010 in Konkurs gegangen, nachdem ihr Vermarktung, Vertrieb und weitere Verwendung der Implantate untersagt worden war. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hatte damals Ärzte in Deutschland aufgefordert, sich zu melden und Frauen mit diesen Implantaten anzusprechen. "Ein Großteil der betroffenen Patientinnen in Deutschland dürfte damit bereits 2010 informiert worden sein", sagte der Sprecher des Instituts, Maik Pommer, der Nachrichtenagentur dpa. Seit 2004 seien in Deutschland 19 Fälle von gerissenen PIP-Implantaten bekanntgeworden.

Am Freitag hatte das französische Gesundheitsministerium in einer beispiellosen Aktion 30.000 Frauen eine vorsorgliche Entfernung der Billigimplantate empfohlen. In Frankreich waren acht Krebsfälle nach gerissenen Implantaten bekanntgeworden. PIP hat in seinen besten Zeiten pro Jahr etwa 100.000 Implantate produziert. Zeitweise war die Firma weltweit drittgrößter Produzent der weichen Geltaschen. Sie wurden in mehr als 65 Länder geliefert, vor allem in Lateinamerika, aber auch in Europa.

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