Süddeutsche Zeitung

Britisches Königshaus:Küss die Hand, gnä' Frau

Wie feiert man den 90. Geburtstag von Elizabeth II. standesgemäß? Mit viel Protokoll, noch mehr Pferden - und einer Herzogin, die sich nicht mehr einkriegt vor Lachen.

Auch wenn es von Windsor Castle bis zur Castle Arena nur einige Meter sind - eine Königin legt diese Strecke natürlich nicht zu Fuß oder in einem so profanen Gefährt wie einem Auto zurück. Zumal wenn der Anlass die Jubelparaden zum eigenen 90. Geburtstag sind. Nein, Queen Elizabeth II. fuhr zum Abschluss der viertägigen Feierlichkeiten westlich von London standesgemäß in der royalen Kutsche vor, an ihrer Seite - seit knapp 70 Jahren - Ehemann Prinz Philip.

Insofern waren diese Sportwagen einer bekannten britischen Automarke zwar passenderweise in den Farben des Union Jacks lackiert - geholfen hat's aber nichts, mitfahren wollte die Queen nicht. (Im Hintergrund gibt übrigens Ex-Take-That-Sänger Gary Barlow sein Geburtstagsständchen zum Besten.)

Nein, die Queen ließ sich lieber von Sohn Charles - wie es sich gehört in der Royal Family - mit Handkuss begrüßen. Ob der 67-Jährige noch jemals selbst auf den Thron kommt? Ungewiss.

Schließlich nimmt seine Mutter mit 90 Jahren immer noch zahlreiche Pflichten einer Monarchin wahr. Und wenn sie sich freut, wirkt sie wie die junge Frau, die am 2. Juni 1953 in der Westminster Abbey gekrönt wurde.

Natürlich darf bei einem so hochoffiziellen Anlass auch Elizabeths Enfant-terrible-Enkel Harry nicht fehlen. Wobei Uniform-Fehlgriffe - wir erinnern uns an das Partyfoto in NS-Montur - längst der Vergangenheit angehören.

Sie macht ohnehin sehr wenig falsch: Herzogin Catherine, Ehefrau von Prinz William und Mutter von George und Charlotte, erschien in der royalen Pferdearena in einem roten Jäckchen, am Finger der Verlobungsring, den einst schon ihre verstorbene Schwiegermutter Diana trug, und im Gesicht ein strahlendes Lächeln. Jepp, das mit dem Repräsentieren hat Catherine raus - eine spaßbefreite Streberin ist sie bei aller Perfektion aber nicht ...

Hier der Fotobeweis. Im Bild: Herzogin Camilla, Queen-Enkelin Eugenie, Hamad bin Isa Al Khalifa, Queen-Enkelin Beatrice, Elizabeth II., Prinz Philip und Herzogin Catherine (von links).

Die Queen huldigt der Queen: 2007 bekam Helen Mirren für ihre Darstellung der britischen Monarchin den Oscar. Jetzt hielt die zur "Dame" geadelte 70-Jährige eine Laudatio auf die Jubilarin.

Auch sie machte ihre Aufwartung, in einem Kleid mit Hochzeitsanmutung: Sängerin Kylie Minogue. Als Australierin ist die Queen auch ihr Staatsoberhaupt.

Eigentlich standen aber sie im Mittelpunkt: die Pferde. Neben der Queen, versteht sich.

Wie ihre Mutter ist Prinzessin Anne eine passionierte Reiterin, lange Jahre betrieb sie die Disziplin "Military" auf Wettkampfniveau: 1971 wurde sie Europameisterin (und Sportlerin des Jahres in ihrer Heimat), 1976 nahm sie sogar an den Olympischen Sommerspielen in Montreal teil. Dass bisschen Schaureiten ist also kein Problem für die 65-Jährige.

Auch Edward, der jüngste Sohn der Queen, und seine Tochter, Lady Louise, stellten in der Castle Arena unter Beweis, dass sie hoch zu Ross eine gute Figur machen.

Und noch eine royale Pferdenärrin: Zara Philips, die älteste Enkelin von Elizabeth II., ist eine international erfolgreiche Vielseitigkeitsreiterin.

Diese Damen und Herren haben weder etwas mit Großbritannien, noch mit dem Reitsport zu tun - liefern aber eine gute Show ab: Wir sehen das "Top Secret Drum Corps" aus der Schweiz.

Gleiches gilt für diese Partygäste. Mit ihren 90 Jahren dürfte die Queen gelernt haben, auch über solche Späße milde zu lächeln.

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