SZ-Kolumne „Bester Dinge“:Hoch soll sie leben

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Die Britin Manette Baillie wurde mit ihrem Sprung aus einem Flugzeug über East Anglia zur ältesten Fallschirmspringerin Großbritanniens. (Foto: Uk Parachuting And Goldster/dpa)

Man wird ja nicht jünger: Zum 102. Geburtstag gönnt sich eine Britin einen Fallschirmsprung. Welche Ziele bleiben da denn noch?

Von Moritz Geier

Zu den immer rarer werdenden Gegebenheiten des Lebens, die noch imstande sind, dem Menschen Demut zu lehren, zählt mit Sicherheit die Tatsache, dass es stets jemanden gibt, der schon mal weiter gesprungen, höher geflogen, tiefer gefallen ist als die eigene kleine Wenigkeit. Selbst Maßstäbe verschiebende Überperformer wie Cristiano Ronaldo tun sich ja heute schon schwer damit, Rekorde aufzustellen, und vermögen es nicht mal im greisenhaften Alter von 39 Jahren, bei einer Fußballeuropameisterschaft als ältester Portugiese das Feld zu betreten, weil hinten in der eigenen Mannschaft ein glatzköpfiger, dem Altersschwächetod noch näher gekommener 41-Jähriger herumturnt.

Überhaupt, diese alten Macher! Wenn man ihnen Europameisterschaften, Konzertbühnen oder Präsidentschaftskandidaturen nicht mit Gewalt entreißt, stürzen sie sich noch mit 102 Jahren in 2000 Meter Höhe mit Fallschirm aus dem Flugzeug.

Die Britin Manette Baillie hat sich auf diese Art gerade einen Platz in den weltweiten Nachrichtenspalten gesichert. Videobilder belegen, wie sie sich erst über eine kleine Leiter in den Flieger hieven lässt und dann mit wehendem Haar und wehender Gesichtsmuskulatur am Bauch eines Skydiving-Profis der Schwerkraft anvertraut. Sie habe andere ermuntern wollen, auch im hohen Alter noch aktiv zu bleiben, sagte die Frau aus der Grafschaft Suffolk der BBC. Zu ihrem 100. Geburtstag hatte sie sich ja auch schon eine kleine Kaffeefahrt im Formel-1-Ferrari gegönnt und war mit 210 Stundenkilometern über die Silverstone-Strecke geheizt.

Natürlich, sollte man hier einwenden, gab es auch schon 103- oder 104-jährige Fallschirmakrobaten und ganz sicher irgendwo auf der Welt auch eine 101-Jährige im Formel-1-Ferrari, siehe erster Satz. An Demut mangelt es Frau Baillie aber ohnehin nicht. Sie wolle sich, scherzte sie nach dem Sprung, von nun an eher dem Stricken widmen.

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