SZ-Kolumne "Bester Dinge":Bitte Gepäck nicht aufgeben!

(Foto: Quality Bananas/mauritius/Alamy Stock)

Ein britisches Paar kehrt ohne Koffer von einer Reise zurück. Und macht der Airline Druck mit dem größten Schrecken des modernen Büromenschen: einer Powerpoint-Präsentation.

Von Veronika Wulf

Die sozialen Medien sind die moderne Waffe der Unzufriedenen. Zug verspätet? Kalte Pizza geliefert? Paket nie angekommen? Ab auf Twitter und mit ordentlich Puls bei der Firma beschweren. Andere Wutkunden werden sich solidarisieren, liken, teilen, zum Boykott aufrufen.

Elliot Sharod und seine Frau Helen hatten allen Grund zur Beschwerde, wie CNN berichtet. Mitte April kam das britische Paar von seiner Hochzeit in Südafrika zurück nach Surrey nahe London. Seine Koffer nicht. Sharod veröffentlichte den Fall standesgemäß auf Twitter. Als nur zwei von drei Gepäckstücken nachgeliefert wurden, gründete er nicht nur einen eigenen Account für den noch fehlenden Koffer, er zündete sogar die nächste Eskalationsstufe und schickte der Fluggesellschaft öffentlich den größten zivilisatorischen Schrecken des modernen Menschen: eine Powerpoint-Präsentation.

Aufgrund mäßig geschickter Nutzer in Büro und Schule pflegen Powerpoint-Präsentationen vieles zu sein, nur nicht das, was sie sein sollen: anschaulich und informativ. Was dazu führt, dass man sie sich selten unfreiwillig und noch seltener freiwillig ansieht. Aber diese hier ist anders. Dank eines Tracking-Senders, den das Paar im Koffer platziert hatte, konnte Sharod dessen Reise visualisieren, von Johannesburg über Abu Dhabi und Frankfurt bis zu einer Londoner Adresse, die weder Sharod noch der Airline gehört.

Den Kundenservice der Fluggesellschaft überzeugte die Powerpoint offenbar nicht, aber den Koffer fand das Paar trotzdem, mit Hilfe der Polizei. Und der Präsentation gelang nebenbei, was nur wenige schaffen: Mehr als 40 000 Mal wurde sie aufgerufen, freiwillig.

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