Es wird keine weiteren Fragen mehr geben zum Tod des zweijährigen Kevin aus Bremen, der vor vier Jahren von seinem Stiefvater so schwer misshandelt worden war, dass er starb. Es wird auch keine weiteren Antworten geben auf die noch offenen Fragen danach, warum Kevin starb, obwohl er sich in staatlicher Obhut befand, eine dicke Akte beim Jugendamt hatte, er in die Verantwortung eines Amtsvormunds gegeben worden war.
Gegen diesen Vormund, einen heute 68-jährigen Sozialarbeiter, war seit Juni vor dem Landgericht Bremen wegen fahrlässiger Tötung durch Unterlassen verhandelt worden. Nun folgten Staatsanwaltschaft und Verteidigung fristgerecht dem Vorschlag des Gerichts, gegen Zahlung einer Geldbuße den Prozess zu beenden. "Das Verfahren wird eingestellt", sagte Anwalt Eckart Behm der Süddeutschen Zeitung; am Mittwoch kommender Woche wird der Prozess mit den Schlussbemerkungen von Staatsanwaltschaft und Verteidigung enden.
Im bisherigen Verlauf war deutlich geworden, dass der Angeklagte viel zu wenige Informationen über Kevin besaß, als er dessen Vormundschaft übernahm, um die Gefährdung des Kindes durch den drogensüchtigen Ziehvater erkennen zu können. Er verließ sich auf die Angaben des zuständigen "Case Managers" im Sozialamt, auch weil er bis zu 250 Mündel gleichzeitig betreuen musste und überlastet war.
Der mitangeklagte Case Manager ist wegen einer Krankheit verhandlungsunfähig. Der Vormund hatte laut Gericht weder einen Freispruch noch eine hohe Strafe zu erwarten. Er wird 5000 Euro an eine Kinderschutz-Organisation zahlen; dafür endet der Prozess vier Monate früher als geplant.