Bremen: Diebstähle:"Es steht dir ins Gesicht geschrieben"

Mit dem Einsatz von künstlicher DNS sollen in Bremen künftig Diebstähle verhindert werden. In Tankstellen soll es DNS-Duschen geben.

Jens Schneider

Es ist nur ein kleiner Pinselstrich. Für das menschliche Auge bleibt er so gut wie unsichtbar. Aber er hinterlässt eine einzigartige Markierung, die mit Hilfe von UV-Licht zu erkennen ist. Sie ist so einzigartig wie ein genetischer Fingerabdruck, also sprechen die Hersteller der Flüssigkeit von künstlicher DNS. Ob auf einem Laptop oder einem edlen Armreif, die Spur bleibt haften.

Künstliche DNS, ddp

Künstliche DNS wird unter UV-Licht sichtbar.

(Foto: Foto: ddp)

Sollte der Computer oder das Schmuckstück gestohlen werden, trägt das Diebesgut weiter die Markierung des Eigentümers. Mit Hilfe dieser künstlichen DNS will das Bundesland Bremen, wo Bürger besonders häufig Opfer von Diebstählen werden, künftig Einbrüche bekämpfen. "Wir erwarten", sagt Innensenator Ulrich Mäurer (SPD), "dass die Zahl der Einbrüche deutlich zurückgeht."

Er kann auf Großbritannien verweisen, wo das Prinzip seit Jahren erfolgreich angewandt wird. "Es geht vor allem um die Abschreckung", erklärt Projektleiter Uwe Schröter von der Bremer Polizei: Wenn Diebe wüssten, dass Eigentum wiedererkannt werden kann, ließen sie vielleicht die Finger davon.

Im Rahmen eines einjährigen Modellprojekts erhalten zunächst alle Bremer Schulen ein Set, mit dem sie ihr Eigentum eindeutig markieren können. Ab November werden auch in zwei Wohnquartieren jeweils rund tausend Haushalte kostenlos mit solchen Sets ausgestattet. Die Flüssigkeit mit der stets einzigartigen Identität ist für jedermann beim Hersteller erhältlich. Mit einem Set, das regulär 120 Euro kostet, können bis zu 75 Gegenstände markiert werden.

Alle Bremer Polizisten im Außendienst haben eine Taschenlampe erhalten, mit der man die Spuren sichtbar machen kann. Die Beamten sollen, so erklärt Projektleiter Schröter, das UV-Licht intensiv einsetzen, um Diebesgut aufzuspüren - auf Flohmärkten, bei Großveranstaltungen, Verdachtskontrollen. Über eine Datenbank würden die Eigentümer des Diebesgut dann schnell ermittelt.

Schilder und Aufkleber in der Stadt sollen potentielle Diebe auf die verräterische Markierung hinweisen. Die Polizei denkt auch an Info-Veranstaltungen in Haftanstalten oder an Briefe, mit denen bekannte "Klienten" von weiteren Einbrüchen abgeraten würde.

"Es steht dir ins Gesicht geschrieben", warnen Plakate. Das würde vor allem für die dritte Stufe des Modellprojekts gelten. Dabei sollen etwa Tankstellen mit einer DNS-Dusche ausgestattet werden, die Diebe nach einem Überfall für sie unsichtbar markieren würden.

In England hat sich nach Erfolgen in mehr als einer Million Haushalten der Kreis der Interessenten weit ausgedehnt. Die Zahl der Einbrüche soll in vielen Orten um bis zu 80 Prozent zurückgegangen sein. Sogar Kirchen lassen ihre Dächer mit der "künstlichen DNS" markieren, um sich vor dem Klau von Kupfer zu schützen.

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