Bremen (dpa/lni) - Ein evangelischer Pastor aus Bremen steht wegen seiner Ansichten erneut in den Schlagzeilen. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage wegen Volksverhetzung gegen ihn erhoben. Der Pfarrer habe bei einem Eheseminar im Oktober 2019 Homosexuelle pauschal als Verbrecher und Homosexualität als „Degenerationsform der Gesellschaft“ bezeichnet, teilte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Seine Äußerungen habe er später auch bei Youtube hochgeladen.
Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft sind einzelne Ausschnitte daraus volksverhetzend, da sie den öffentlichen Frieden störten und zu Hass gegen einen Teil der Bevölkerung aufgrund sexueller Orientierung anstachelten. Zudem liege ein Angriff auf die Menschenwürde der betroffenen Menschen vor. Ein Amtsgericht muss nun prüfen, ob es ein Hauptverfahren gibt. Von dem Pastor oder der Kirchengemeinde war zunächst keine Stellungnahme zu erreichen.
Der Pastor selbst hatte aber schon Ende April auf die Vorwürfe reagiert und betont, er habe sich nicht auf Homosexuelle bezogen, als er von Verbrechern gesprochen habe. Gemeint seien „militante Aggressoren“, die die Gemeinde immer wieder diffamiert hätten. Unter anderem sei die Kirche mit Slogans wie „god is gay“ (Gott ist schwul) beschmiert worden. Homosexuelle seien in St. Martini, wie jeder andere Mensch, willkommen, schrieb der Pastor damals.
Der Kirchenausschuss der Bremischen Evangelischen Kirche hatte wegen der Äußerungen am 14. Mai ein Disziplinarverfahren gegen den seit Dezember 2007 bei St. Martini amtierenden Pastor eingeleitet. Das für die Dauer des Strafverfahrens ausgesetzte kirchliche Disziplinarverfahren bleibe bestehen, teilte die BEK am Donnerstag mit. Erst nach einem für Freitag geplanten Dienstgespräch könnten Auskünfte zum weiteren Verfahren erteilt werden.
Der Vorstand der St. Martini Kirchengemeinde hatte sich ebenfalls im Mai klar hinter den Pastor gestellt. Die vom Kirchenausschuss ins Feld geführten Vorwürfe gegen den Mann seien die üblichen und immer wieder verwendeten Stereotypen, um bibeltreue Standpunkte zu diskreditieren, kritisierte der Vorstand das Disziplinarverfahren. Die BEK sei nach ihrer Verfassung lediglich ein Zusammenschluss selbstständiger Gemeinden unterschiedlichen Bekenntnisses und nicht etwa eine organisatorische Gemeinschaft zur unmittelbaren Erfüllung kirchlicher Aufgaben und Pflege kirchlichen Lebens.
„Besonders liegt mir die klare, bibeltreue Wortverkündigung und der missionarische Gemeindeaufbau am Herzen“, schreibt der Pastor auf der Internetseite der Gemeinde. Schon 2015 hatte er für erhebliche Kritik gesorgt, als er in einer Predigt das islamische Zuckerfest als „Blödsinn“, die Reliquien der katholischen Kirche als „Dreck“ und Buddha als „fetten, alten Herrn“ bezeichnet hatte.