Schlag gegen Drogengang:Fahnder fassen den wohl größten Kokainhändler Brasiliens

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Mit Drogen wie Marihuana, Haschisch und Amphetaminen soll eine 53-Jährige aus Freising gehandelt haben. (Foto: Nicolas Armer/dpa)
  • Gilberto Aparecido dos Santos gilt als führender Kopf der brasilianischen Drogenbande Primeiro Comando da Capital (PCC).
  • Nun ist es der US-Drogenbehörde, der brasilianischen Polizei und lokalen Einheiten gelungen, den Gangsterboss in Mosambik festzunehmen.

Von Benedikt Peters

Er war mehr als 20 Jahre auf der Flucht, nun aber ist sie zu Ende. Am Dienstag ist in Mosambik Gilberto Aparecido dos Santos festgenommen worden. Der Mann mit dem Decknamen "Fuminho" gilt als größter Kokaindealer Brasiliens. Seine letzten Momente in Freiheit verbrachte er in einem Luxushotel, das an die Kulisse einschlägiger Netflix-Serien wie "Narcos" erinnert: Üppige Swimmingpools unter Palmen, gelegen im teuersten Viertel der mosambikanischen Hauptstadt Maputo.

Die Verhaftung ist ein großer Erfolg für die brasilianische Polizei, die in einer gemeinsamen Aktion mit Agenten der US-amerikanischen Drug Enforcement Administration (DEA) und der mosambikanischen Polizei zuschlug. Dos Santos zählte zu den meistgesuchten Personen Brasiliens. Er galt als der hochrangigste Kopf der Drogengang Primeiro Comando da Capital (PCC), der nicht im Gefängnis saß. Nach Einschätzung von Experten ist das in São Paulo ansässige PCC die mächtigste Mafia-Organisation Brasiliens. Sie kontrolliert Gefängnisse, zahlreiche Elendsviertel und weite Teile des Drogen- und Waffenschmuggels. Die Verhaftung Dos Santos' in Mosambik zeigt, dass die Gang längst international operiert. Er soll zuletzt damit betraut gewesen sein, das Drogengeschäft in Afrika auszubauen.

1999 war Dos Santos aus einem Gefängnis in São Paulo ausgebrochen, gemeinsam mit Marco Willians Herbas Camacho, genannt "Marcola", der später zum Chef des PCC aufsteigen sollte. Während "Marcola" wieder gefasst wurde, gelang es Dos Santos, sich nach Bolivien abzusetzen. Von dort soll er jahrelang den Waffen- und Kokainschmuggel nach Brasilien überwacht und die Befehle ausgeführt haben, die PCC-Chef "Marcola" aus dem Gefängnis heraus gab. Berichten zufolge zählte dazu auch die Ermordung unliebsamer Konkurrenten. Außerdem soll Dos Santos Kontakte zur italienischen Mafiagruppierung 'Ndrangheta hergestellt und sich schließlich um den gesamten internationalen Kokainschmuggel des PCC gekümmert haben.

Dos Santos' Plan, den obersten PCC-Chef wieder aus dem Gefängnis freizubekommen, scheiterte allerdings. Im Februar 2014 soll er versucht haben, Marcola mit einem gefälschten Militärhubschrauber aus einem Gefängnis nahe São Paulo auszufliegen. Die brasilianische Polizei aber bekam Wind davon und ließ den PCC-Chef in ein anderes Gefängnis verlegen. Vier Jahre später schlug ein ähnliches Vorhaben erneut fehl.

Dos Santos selbst war den Behörden immer wieder entwischt. 2014 etwa, als die DEA in einer Villa im US-Bundesstaat Florida zuschlagen wollte, setzte er sich kurz zuvor nach Panama ab. Zuletzt hatte sich die Schlinge um den Drogenboss dann aber immer enger zugezogen. 2019 kündigten brasilianische Polizeifunktionäre an, Dos Santos' Verhaftung stehe bevor. Dass sie nun geglückt ist, ist nach Ansicht von Experten ein schwerer Schlag für das PCC. Er könnte das internationale Drogengeschäft der Bande beschädigen, womöglich auch ihre Vormachtstellung in Brasilien.

Ob dos Santos in sein Heimatland ausgeliefert wird, ist noch unklar. Bei seiner Festnahme in Mosambik trug er neben 15 Mobiltelefonen auch 100 Gramm Marihuana bei sich - für einen internationalen Dealer eine eher bescheidene Menge.

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