Süddeutsche Zeitung

Brasilien:Dutzende Tote bei Bandenkrieg in Gefängnis

  • Bei einem Bandenkrieg in einem brasilianischen Gefängnis kommen mindestens 57 Insassen ums Leben.
  • Die Häftlinge sollen einen Brand gelegt und dadurch die Wärter daran gehindert haben, die Eskalation einzudämmen.
  • In brasilianischen Haftanstalten kommt es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Banden.

In einem Gefängnis in Brasilien sind bei Kämpfen zwischen verfeindeten Banden mehrere Dutzend Häftlinge ums Leben gekommen. Bei den Auseinandersetzungen in der Haftanstalt von Altamira sind mindestens 57 Menschen getötet worden, teilte die regionale Strafvollzugsbehörde mit. 16 der Opfer wurden enthauptet.

Die Kämpfe waren ausgebrochen, nachdem Mitglieder einer kriminellen Organisation in den Zellentrakt einer rivalisierenden Bande eingedrungen waren. Demnach blockierten die Angreifer den Ausgang eines Raumes und legten Feuer. Einige der Opfer erstickten.

Die Gefängnisbehörde von Pará teilte mit, die Kämpfe seien zwischen der in Rio de Janeiro ansässigen Gang Comando Vermelho (Rotes Kommando) und einer lokalen kriminellen Bande, bekannt unter dem Namen Comando Classe A (Kommando Klasse A), ausgebrochen. Anführer der Comando Classe A hätten eine Zelle in einem Teil des Gefängnisses in Brand gesteckt, wo Mitglieder der Comando Vermelho sitzen, hieß es in einer Mitteilung.

Häftlinge hätten Teile des Gefängnisses in Brand gesteckt, um Sicherheitskräfte am Eintritt zu hindern, so die Justizvollzugsanstalt. Das Feuer habe für mehrere Stunden verhindert, dass die Polizei eingreifen könne, sagte der Direktor der Gefängnisse in Pará. Vom Gefängnispersonal sei niemand verletzt worden, so die Gefängnisleitung.

Das Feuer habe sich schnell ausgebreitet. Zwei Mitarbeiter des Gefängnisses seien zunächst als Geiseln gehalten, später aber freigelassen worden. "Es war ein gezielter Angriff. Die Absicht war, zu zeigen, dass es eine Abrechnung zwischen zwei Gruppen war, kein Protest oder keine Rebellion gegen das Gefängnissystem", sagte Vasconcelos. Die Gefängnisbehörden kündigten an, dass 46 Häftlinge in andere Gefängnisse gebracht werden, 10 von ihnen in strengere Bundesgefängnisse.

In brasilianischen Gefängnissen kommt es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen verfeindeten Banden. Gangbosse steuern die Geschäfte ihrer kriminellen Organisationen aus ihren Zellen heraus.

Erst im Mai wurden bei Kämpfen in einer Haftanstalt im Bundesstaat Amazonas 55 Menschen getötet. Die Gefängnisse des größten Landes in Südamerika sind extrem überbelegt. Derzeit sind mehr als 700 000 Häftlinge in den Gefängnissen inhaftiert, ausgelegt sind die Einrichtungen aber nur für etwa 416 000 Insassen.

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