Nach dem Absturz eines Flugzeugs im brasilianischen Bundesstaat São Paulo in der Stadt Vinhedo, bei dem 62 Menschen an Bord ums Leben gekommen sind, beginnen die Ermittlungen zu den Ursachen. Inzwischen wurde der Flugdatenschreiber, die sogenannte Blackbox, von der brasilianischen Luftwaffe (FAB) gefunden, wie der Leiter des Zentrums für die Untersuchung und Vorbeugung von Luftfahrtunfällen (Cenipa), Marcelo Moreno, auf einer Pressekonferenz erklärte. Ihm zufolge werden umweltbedingte und technische Faktoren genauso untersucht wie mögliches menschliches Versagen.
Der brasilianischen Fluggesellschaft Voepass zufolge waren 58 Passagiere und vier Besatzungsmitglieder an Bord des Flugzeugs. Zwischenzeitlich hatte sie von 57 Passagieren gesprochen. Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat eine dreitägige Staatstrauer angeordnet.
In weniger als einer Minute um 4000 Meter abgesackt
Die Maschine sei auf dem Weg von Cascavel im Bundesstaat Paraná nach Guarulhos in São Paulo gewesen, berichtete die Website G1 unter Berufung auf Voepass. Das Flugzeug sei in einer Wohnsiedlung in der Nähe eines Hauses abgestürzt, in dem sich Bewohner befanden. Am Boden sei aber niemand verletzt worden. Die Feuerwehr von São Paulo entsandte nach eigenen Angaben Einsatzkräfte zum Absturzort. Auch der Zivilschutz und die Polizei seien im Einsatz, berichtete G1.
Auf nicht verifizierten Bildern und Videos in sozialen Netzwerken war zu sehen, wie ein Flugzeug in der Luft ins Trudeln geriet und abstürzte, anschließend stieg dichter Rauch auf. Daten der Plattform Flightradar 24 legen nahe, dass das Flugzeug in weniger als einer Minute um fast 4000 Höhenmeter absackte.
Flightradar 24 zufolge deuten meteorologische Informationen aus der Umgebung für den Zeitraum rund um den Unfall auf Turbulenzen, Gewitter und Vereisung hin. Der Geschäftsführer von Voepass, Eduardo Busch, schloss nicht aus, dass sich Eis auf den Tragflächen angesammelt haben könnte. Die Piloten seien allerdings erfahren gewesen, und das Flugzeug sei mit funktionierenden Systemen gestartet. „Das Flugzeug war zum Zeitpunkt des Starts zu 100 Prozent einsatzbereit“, sagte Busch.
Einer der tödlichsten Abstürze in Brasiliens Geschichte
Der Unfall gehört Medienberichten zufolge zu den tödlichsten in der Geschichte der brasilianischen Luftfahrt. In Erinnerung ist vielen ein Absturz vom 28. November 2016, als das Flugzeug des brasilianischen Fußball-Clubs Chapecoense auf dem Weg nach Medellín zum Final-Hinspiel um die Copa Sudamericana, dem Südamerika-Pokal, in Kolumbien verunglückte. Damals starben 71 Menschen, darunter fast alle Spieler sowie Betreuer, Trainer und mitreisende Journalisten. Sechs Passagiere überlebten.
Die verunglückte Maschine vom Freitag ist ein Turboprop-Passagierflugzeug vom Typ ATR 72, ein Schulterdecker des französisch-italienischen Konsortiums Avions de Transport Régional. Beim Absturz einer ATR 72-500 der Yeti Airlines kamen im Januar 2023 in Nepal 68 Passagiere und vier Besatzungsmitglieder ums Leben. Das Flugzeug aus Kathmandu befand sich zum Zeitpunkt des Unglücks im Landeanflug auf den Flughafen der Stadt Pokhara.
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