Trennung von Angelina Jolie und Brad Pitt:Eine Beziehung, die man auch als Duell verstehen kann

Brad Pitt und Angelina Jolie - das war ein Hollywood-Traumpaar und ein funktionierender Familienbetrieb. Nun hat Jolie die Scheidung eingereicht. Das Modell "Brangelina" ist Geschichte.

Von Christian Mayer

Es ist noch nicht lange her, dass man das berühmteste Glamour-Paar der Welt beim Seelen-Striptease beobachten konnte. Wer zwischen den Zeilen lesen kann, der hatte bei den gemeinsamen Fernseh- und Print-Interviews von Angelina Jolie und Brad Pitt anlässlich ihres gemeinsamen Films "By the Sea" ein etwas mulmiges Gefühl. Ja, da gab es eine Spannung, eine Anspannung auch, vor allem aber eine Unausgewogenheit, was die Gesprächsanteile anging: Eigentlich redete vor allem die Regisseurin und Hauptdarstellerin, der dieser persönliche, von ihr selbst inszenierte Film über das Scheitern eines Glamour-Paares eine Herzensangelegenheit war - sie war ganz offensichtlich die treibende Kraft.

Und ihr Ehemann und Filmpartner machte das, was Ehemänner eben machen, wenn sie spüren, dass sie ihrer Partnerin jetzt besser nicht die Show stehlen sollten: Brad Pitt flüchtete sich in Ironie und Wortwitz und behauptete trotzig, dass auch dieser Film, der sich wenig später als wahres Kassengift im US-Kino erweisen sollte, sie selbst als Paar wieder etwas stärker gemacht habe.

Nun ist die gemeinsame Geschichte offenbar zu Ende, Hollywood ist um eine Beziehung ärmer und um eine Sensation reicher. Angelina Jolie, 41, habe die Auflösung der Ehe mit Brad Pitt, 52, beantragt, wie ihr Anwalt Robert Offer am Dienstag mitteilte. Es sei eine Entscheidung "zum Wohle der Familie" - man darf annehmen, dass nach dieser dürren Erklärung eine ganze Flut von Interpretationen folgen wird.

Selbsternannte Beziehungsexperten warteten auf den großen Knall

Diese Beziehung ist schließlich schon lange Gegenstand fast schon ritueller Spekulationen, zuletzt spitzten die selbsternannten Beziehungsexperten andächtig die Ohren. Sie warteten auf den großen Knall, nachdem das Paar erst im August 2014 unter Ausschluss der Öffentlichkeit geheiratet hatte.

Wenn sich zwei Stars vom Kaliber einer Angelina Jolie und eines Brad Pitt zusammentun, ist das ja immer ein wenig die Gefahr: dass sich zwei das Rampenlicht, die Cover-Präsenz und den roten Teppich teilen müssen, die es gewohnt sind, aus eigener Kraft zu strahlen, als Parade-Promis einer Gesellschaft, die überlebensgroße Geschichten liebt, vor allem Geschichten, die ständig von ihren Erzählern befeuert werden. Ganz besonders schön war die Erzählung von der Fusion zweier Fixsterne, die sich gegenseitig nicht die Butter vom Brot nehmen, sondern in herrlicher Harmonie leben, nach einem Checks-and-Balances-System.

Brangelina wurde zum funktionierenden Familienbetrieb

"Brangelina" hieß diese geniale Kombination, die man als unbedingt produktiv bezeichnen musste, denn Brangelina entwickelte sich bald zu einem hervorragenden Geschäftsmodell mit funktionierendem Familienbetrieb.

Die Initialzündung war der erste gemeinsame Film "Mr. & Mrs. Smith", danach musste der Schauspieler erst noch aus der Ehe mit der Kollegin Jennifer Aniston herausgelöst werden, und dann stand der Familienexpansion nichts mehr im Wege: Der Hausstand umfasste zuletzt die drei gemeinsamen Kinder Shiloh Nouvel, Vivienne Marcheline und Knox Léon (letztere Zwillinge) sowie die adoptierten Kinder Maddox, ZaharaMarley und Pax Thien.

In der Tat: ein sehr globales Unternehmen, durchaus weltoffen und auch gewinnorientiert: Für die Fotos der neugeborenen Zwillinge zahlten ausgewählte Medienhäuser 2008 die hübsche Summe von 14 Millionen US-Dollar. In guten wie in weniger guten Tagen stand das Paar im grellen Licht der Öffentlichkeit, wobei es den beiden zu ihren Glanzzeiten oft gelang, die Schlagzeilen selbst zu bestimmen.

Jolie firmierte als UN-Sondergesandte für Flüchtlinge

Etwa mit Geschichten über das karitative Engagement: Als Sondergesandte des UN-Flüchtlingskommissars tourte Jolie um die Welt, vor allem in die ärmsten Länder des Planeten. Auch über medizinische Probleme gab vor allem Angelina Jolie, wenn sie es geboten fand, gewissenhaft Auskunft: Als ihre Blutwerte auf ein erhöhtes Eierstockkrebsrisiko hindeuteten - Jolies Mutter war im Alter von 56 Jahren an der Krankheit gestorben -, klärte die Schauspielerin das Publikum in einem spektakulären Artikel in der New York Times über ihren Gesundheitszustand und die Operation auf.

Überhaupt, Angelina Jolies Körper, ihre Figur, ihre Frisur, ihr Erscheinungsbild: Das war in den zwölf Jahren der zumindest fotografisch am besten dokumentierten Beziehung der Welt immer auch ein Thema: Ist sie jetzt gerade wieder zu dünn, spiegelt das vielleicht ihren wahren Seelenzustand? Das Beispiel Brangelina zeigt auch: Prominente Frauen werden noch immer viel kritischer begutachtet als prominente Männer - an den oft waldschratmäßigen Bärten und wirren Haaren des durchaus exzentrischen Brad Pitt störte sich kaum jemand.

Das Paar residierte an eher angenehmen und teilweise entlegenen Orten, immer auf der Suche nach etwas Privatsphäre. Nach der Geburt der Zwillinge kauften Jolie und Pitt das Schloss Miraval in Correns an der Côte d'Azur, was wiederum die Klatschlust der Weltpresse anregte, denn das mit Weingut und Pferdehof ausgestattete Luxusanwesen war doch etwas groß geraten. Wohnsitze in den USA und in Italien kamen dazu, Brad Pitt hat ja nicht nur etwas für schöne Frauen, sondern auch für Architektur und Design übrig.

Um Geld ging es bei den großen Krächen der beiden wohl kaum

Schon jetzt gibt es unterschiedliche Theorien über den Grund für die Trennung. Die beiden seien sich zunehmend uneinig gewesen, wie und wo man die Kinder erziehen sollte, heißt es. Oder ging es doch letztlich um die uralte Frage, wer der Chef in der Beziehung sein sollte? Eines jedenfalls kann man eher ausschließen: dass es bei den großen Krächen der beiden in erster Linie um Geld ging.

Das spielt, bei diesen Verhältnissen, eine Nebenrolle. Berühmt sind schließlich beide, für ihre Filme erhalten sie die üblichen Millionengagen, auch wenn Angelina Jolie zuletzt vor allem als Regisseurin von sich reden machte, die auch vor anspruchsvollen und schwierigen Themen nicht zurückschreckt. "First They Killed my Father" heißt ihr neuestes Werk, es ist der erste Film, den sie für Netflix gemacht hat - über Kindersoldaten in Kambodscha zur Zeit der Roten Khmer.

Vielleicht ist das ja ein Film, der Angelina Jolie zu einem Oscar für die beste Regie verhilft, den Oscar als beste Nebendarstellerin erhielt sie bereits 2000 für ihre Darstellung einer psychisch Kranken im Film "Durchgeknallt". Einen Oscar hat übrigens auch Brad Pitt bereits im Schrank stehen - allerdings nicht als Schauspieler, sondern als Co-Produzent des Films "12 Years a Slave". Es bleibt also spannend in dieser außergewöhnlichen Beziehung, die man auch als Duell verstehen kann.

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