Brandstifter festgenommen:Australien klagt an

Nach den verheerenden Buschbränden ist in Australien der Schock groß. Die Polizei hat inzwischen einen Verdächtigen festgenommen - Premier Kevin Rudd kündigte einen Trauertag an.

Die australische Justiz hat Anklage gegen einen Mann wegen Brandstiftung im Zusammenhang mit den Buschbränden im Südosten des Landes erhoben. Er soll vorsätzlich oder fahrlässig einen Brand gelegt haben, bei dem 21 Menschen ums Leben kamen, teilte die Polizei mit.

Brandstifter festgenommen: Was vom Brande übrig blieb: Australien ist schockiert über das Ausmaß der Zerstörung.

Was vom Brande übrig blieb: Australien ist schockiert über das Ausmaß der Zerstörung.

(Foto: Foto: Getty)

Außerdem wird ihm zur Last gelegt, im Besitz von Kinderpornografie gewesen zu sein. Er sei nach seiner Festnahme nach Melbourne, der Hauptstadt des am stärksten von den Bränden betroffenen Bundesstaats Victoria, gebracht worden. Dort soll er am Montag dem Gericht vorgeführt werden.

Die Polizeichefin von Victoria, Christine Nixon, hatte am Donnerstag mitgeteilt, das Feuer in der Gemeinde Churchill mit 21 Todesopfern sei mit Sicherheit absichtlich gelegt worden. Außerdem gebe es Hinweise, die auch den Brand in Marysville "verdächtig" erscheinen ließen. Die Behörden befürchten, dass die Zahl der Toten in der 500-Einwohner-Gemeinde noch auf bis zu 100 steigen kann.

Die Polizei hat Marysville zum Zorn vieler Einwohner abgeriegelt, um zunächst die verkohlten Leichen zu bergen. "In manchen Fällen ist es schwierig, die Leute zu identifizieren, weil nicht mal klar ist, ob es sich am Fundort um eine oder zwei Leichen handelt", sagte Polizeisprecher Steve Fontana. Über der Ortschaft hingen noch dicke Rauchwolken. Der Gestank von Verbranntem lag in der Luft, berichteten Augenzeugen.

Zwei weitere Verdächtige sind im Visier der Beamten. "In einem Fall haben wir einen Verdächtigen und er wird verhört", sagte Polizeichefin Nixon. "In einem anderen Fall wissen wir ziemlich genau, wer der Verdächtige ist." Die Person sei aber noch nicht festgenommen worden.

Die Polizei geht davon aus, das zahlreiche der mehr als 400 Brände in den vergangenen Tagen absichtlich gelegt wurden. Für die Fahndung wurde eine eigene Spezialeinheit eingerichtet. Premier Kevin Rudd hatte zuvor von "Massenmord" gesprochen. Er kündigte im Parlament einen Trauertag an.

Bei den verheerendsten Buschbränden, die Australien je erlebt hat, sind bislang mehr als 180 Menschen ums Leben gekommen. Die Schäden sind deutlich größer als zunächst befürchtet: Die Zahl der zerstörten Häuser sei von 1069 auf mehr als 1800 gesteigen. Eine halbe Million Hektar Land sei abgebrannt, sagte ein Vertreter des Katastrophenschutzes.

In Victoria wüteten unterdessen noch rund 20 Buschbrände. Insbesondere die Bewohner der Stadt Healesville nordöstlich von Melbourne haben die Behörden zu Vorsicht aufgefordert. Die Stadt sei von einer "Glutattacke" durch den Funkenflug von einem nahen Brandherd bedroht, warnte die Feuerwehr.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: