Brandenburg:Sexualmörder nach Freigang auf der Flucht

Seit zwei Jahren befindet sich Günther F. im offenen Vollzug. Der 56-Jährige war 1987 in der DDR zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Nun nutzte er offenbar einen Freigang, um zu fliehen. Scheinbar hatte er diese Aktion längere Zeit vorbereitet.

Trotz bundesweiter Fahndung hat die Polizei weiter keine Spur von dem in Brandenburg entflohenen, als gewalttätig geltenden Sexualmörder Günther F. "Es gehen laufend Hinweise ein, aber der entscheidende war noch nicht dabei", sagte ein Polizeisprecher in Potsdam.

Der 1987 in der DDR wegen Mordes und Vergewaltigung zu lebenslanger Haft Verurteilte war am vergangenen Freitag nicht von einem Ausgang in die Justizvollzugsanstalt Brandenburg/Havel zurückgekehrt.

Der 56-Jährige war seit zwei Jahren im offenen Vollzug. Die Mindestverbüßungsdauer war nach der Wiedervereinigung auf 18 Jahre festgelegt worden. Nach Angaben des Potsdamer Justizministeriums arbeitete der Mann bisher ohne Probleme in einer Außenreinigungsgruppe. Er sei von 168 Ausgängen immer pünktlich in die JVA zurückgekehrt, betonte ein Sprecher.

Fluchtaktion wohl geplant

F. war bisher nicht frei gekommen, weil ein Gutachter wegen der Alkoholprobleme des Häftlings eine negative Sozialprognose erstellt hatte. Er hatte vergangene Woche Ausgang erhalten, um an einem Treffen einer Alkoholiker-Selbsthilfegruppe in Berlin teilzunehmen - und nutzte diese Gelegenheit offenbar zur Flucht.

Es ist davon auszugehen, dass F. seine Flucht geplant hat. Der 56-Jährige habe kürzlich für zehn Euro sein Bettzeug an einen Mitgefangenen verkauft, sagte der Sprecher des Potsdamer Justizministeriums, Thomas Melzer. Er bestätigte damit einen Bericht der Märkischen Allgemeinen.

"Das Verkaufen von Bettzeug ist ein Indiz dafür, dass die Flucht geplant gewesen sein könnte", sagte Melzer der dpa. Laut der Zeitung hat der Straftäter auch über einen noch unbekannten Zeitraum Geld gespart. "Ob und wie viel Geld er dabei hatte, wissen wir nicht", sagte er.

Der Gesuchte war vor 20 Jahren wegen Mordes und Vergewaltigung an seiner Freundin verurteilt worden. Nachdem diese Trennungsabsichten geäußert hatte, lockte er sie in einen Wald bei Halle, vergewaltigte und tötete sie.

Während des Verbrechens war der Mann angetrunken. Laut Polizei ist er 1,78 Meter groß und wird auf 60 Jahre geschätzt. Als besonderes Kennzeichen trägt er eine Tiger-Tätowierung auf der linken Schulter.

Die Brandenburger Justiz war im Jahr 2000 in die Schlagzeilen geraten, nachdem der Sexualverbrecher Frank Schmökel aus dem Maßregelvollzug während eines begleiteten Besuchs bei seiner Mutter geflüchtet war.

Dabei hatte er die Frau und einen seiner Bewacher verletzt und später einen Rentner erschlagen. Deshalb war er 2002 wegen Mordes und versuchten Mordes zu lebenslanger Haft und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt worden.

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