Brand unterm Ärmelkanal:Feuer im Eurotunnel gelöscht

Bei dem Brand wurden sechs Passagiere verletzt. Das betroffene Teilstück des Tunnels wird voraussichtlich mehrere Wochen gesperrt bleiben.

Nach einem Großeinsatz von französischen und britischen Feuerwehrleuten ist der Brand im Tunnel unter dem Ärmelkanal vollständig gelöscht. Alle Brandherde seien beseitigt, sagte ein Behördensprecher in Calais. Über eine Wiederaufnahme des Verkehrs sollte erst nach Abschluss einer technischen Überprüfung entschieden werden.

Brand unterm Ärmelkanal: Der Brand ist gelöscht, doch der Verkehr im Eurotunnel bleibt bis auf Weiteres blockiert.

Der Brand ist gelöscht, doch der Verkehr im Eurotunnel bleibt bis auf Weiteres blockiert.

(Foto: Foto: dpa)

Nach Angaben der französische Bahn SNCF waren am Nachmittag noch rund 50 Feuerwehrleute vor Ort damit beschäftigt, den Tunnel abzukühlen. Bei dem Brand erlitten 14 Passagiere Verletzungen, sechs von ihnen leichte Rauchvergiftungen. Insgesamt wurden 32 Menschen in Sicherheit gebracht. Bei ihnen handelt es sich zumeist um Fernfahrer, deren Lastwagen mit dem Zug befördert wurden.

Nach Angaben des Chefs der Eurotunnel-Gesellschaft, Jacques Gounon, zerstörte das Feuer praktisch alle 27 Lastwagen, die sich auf dem rund 700 Meter langen Zug befanden. An dem Tunnel seien auf dieser Länge erhebliche Schäden entstanden. Der Feuerwehr zufolge erreichten die Temperaturen zeitweise bis tausend Grad Celcius, was die Löscharbeiten erschwerte.

Das betroffene Teilstück des Tunnels wird Gounon zufolge voraussichtlich mehrere Wochen gesperrt bleiben. Der Verkehr solle dann an dieser Stelle zunächst durch den zweiten Tunnel geleitet werden. Die Wiederaufnahme des Eurostar-Verkehrs könne "vielleicht" am Samstag erfolgen. Zuvor müssen die Experten grünes Licht geben, die am frühen Freitagnachmittag mit ihren technischen Inspektionen begannen.

Überhitzte Bremsen als Ursache vermutet

Der Brand war am Donnerstagnachmittag etwa elf Kilometer von Calais entfernt ausgebrochen. Die Brandursache war zunächst unklar. Die französischen Behörden schlossen nicht aus, dass überhitzte Bremsen eines Lastwagens in Brand geraten waren. Innenministerin Michèle Alliot-Marie sprach nach einem Besuch am französischen Tunnel-Ausgang von einer Explosion, mit der das Feuer begonnen habe. "Es scheint, dass es sich um einen Unfall handelt". Sie bestätigte Berichte, nach denen sich auch ein Lastwagen mit der giftigen Chemikalie Phenol auf dem Zug befand. Die Feuerwehr habe dieses Fahrzeug isoliert, damit es nicht in Brand gerate.

Auch der belgische Fernfahrer Patrick Legein berichtete von einem explosionsartigen Lärm. "Wir haben zwei schwere Detonationen gehört, die wie Explosionen waren", sagte er der britischen Zeitung Daily Mirror. Der Zug habe plötzlich gestoppt, anschließend seien die Lichter ausgegangen und dichter Rauch in die Waggons gedrungen.

Fahrgäste in Panik

Einem anderen Fernfahrer zufolge konnten sich die Passagiere nur mit Mühe aus dem Zug retten. "Die Türen sind nicht aufgegangen, alles war blockiert", sagte er dem französischen Radiosender France Info. Der Zugchef habe Panik bekommen, die Passagiere hätten verzweifelt gegen die Scheiben geklopft. Einer der Lkw-Fahrer habe schließlich eine Scheibe mit einem Hammer eingeschlagen. Nur so seien die Passagiere aus dem Waggon gelangt.

Ein Sprecher der Eurotunnel-Betreiberfirma hatte hingegen am Vortag versichert, die Bergungsaktion sei reibungslos verlaufen. Nach seinen Angaben waren zum Zeitpunkt des Unglücks in dem Tunnel fünf Züge mit rund 2000 Fahrgästen unterwegs. Sie fuhren an die jeweiligen Ausgangs-Bahnhöfe zurück.

Der 50 Kilometer lange Eurotunnel wurde 1994 eröffnet. Er besteht aus zwei Röhren für Züge. Eine dritte Röhre dient als Versorgungs- und Rettungsschacht. Neben dem Hochgeschwindigkeitszug Eurostar nutzen den Tunnel zwischen Folkestone und Coquelles in Pas-de-Calais auch Frachtverkehr und Autozüge. Der Eurostar verbindet Paris und Brüssel mit London. Der Tunnel war bereits im August 2006 für mehrere Stunden geschlossen worden, nachdem der Motor eines Lastwagens Feuer gefangen hatte.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: