Viele Verletzte in Essen:Häuser in Brand gesteckt – Mann soll Trennung nicht verkraftet haben

Lesezeit: 3 Min.

Die Schäden am Haus sind zu sehen. (Foto: Thomas Banneyer/dpa)

31 Verletzte, darunter acht Kinder, zwei davon in Lebensgefahr – das ist die Bilanz zweier Brände in Essen. Offenbar wollte der mutmaßliche Täter die Trennung von seiner Frau nicht hinnehmen.

Der 41 Jahre alte Mann, der am Samstag in Essen zwei Brände in Mehrfamilienhäusern gelegt haben soll, hatte offenbar kein politisches Motiv. Nach Angaben von NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) seien sie „das Werk eines Mannes, welcher möglicherweise die Trennung seiner Ex-Frau nicht verkraftet hat“. Viele Menschen seien durch diese Taten schwer verletzt worden, teilte Reul der Deutschen Presse-Agentur mit. „Anscheinend war es ihm egal, was er mit seiner Tat anrichtet.“

Nach derzeitigem Erkenntnisstand der Polizei Essen hatte die Frau des Verdächtigen sich zuvor von dem Mann aus Essen mit syrischer Staatsbürgerschaft getrennt. Weil er dies nicht verkraften konnte, wollte er gezielt jene Menschen angreifen, die in den Häusern wohnen und seine Ex-Frau unterstützen. Den Angaben zufolge sei der mutmaßliche Täter mit Brandbeschleuniger sowie Stichwaffen zu Wohnungen und Ladenlokalen in Essen gefahren. Dort habe er in den Mehrfamilienhäusern vorsätzlich Brände gelegt, um die Bewohner zu töten und die Häuser durch den Brand zu zerstören.

Sein Anwalt bestätigte, dass es sich nicht um eine politisch motivierte Tat handle. „Nicht die Spur“, sagte Volker Schröder. Es sei eine „reine familientragische Geschichte. Kampf gegen seine Frau um die Kinder – und wahrscheinlich eine psychische Störung.“

Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) zeigte sich betroffen. Besonders traurig mache ihn, dass dabei auch in Kauf genommen worden sei, dass kleine Kinder zu Schaden kommen.

Zwei Kinder schweben in Lebensgefahr

Nach Angaben der Feuerwehr wurden bei den Bränden insgesamt 31 Menschen verletzt – zwölf beim ersten Brand, 19 beim zweiten kurz darauf. Acht Kinder erlitten schwere Verletzungen, darunter zwei kleine Kinder im Alter von zwei und vier, die in Lebensgefahr schweben. Elf weitere Menschen seien schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt worden, sagte ein Feuerwehrsprecher.

Derzeit sind noch zahlreiche Personen in stationärer Behandlung in verschiedenen Krankenhäusern, so die Polizei. Alle Verletzungen seien durch Brandrauch entstanden, was besonders bei Kleinkindern gefährlich sei, da ihre Lungen durch den heißen Rauch sofort stark geschädigt würden. Der Verhaftete sei unverletzt geblieben.

Bewohner hielten Kinder aus den Fenstern

Die Brände brachen den Angaben zufolge nacheinander um kurz nach 17 Uhr in zwei Mehrfamilienhäusern in den Stadtteilen Altenessen und Stoppenberg aus. Der erste Notruf ging um 17.13 Uhr bei der Leitstelle ein, dabei wurde ein Feuer im Treppenhaus eines Hauses gemeldet. Um 17.23 Uhr wurde die Feuerwehr dann zu einem Mehrfamilienhaus gerufen, wo es im Eingang brannte.

Die Feuerwehr brachte die Menschen aus den Häusern teils über Leitern in Sicherheit.

Die Einsatzkräfte waren an unterschiedlichen Stellen parallel im Einsatz, wie die Feuerwehr mitteilte. (Foto: Markus Gayk/dpa)

Vor dem Eintreffen der Rettungskräfte hatten sich offenbar dramatische Szenen abgespielt: Eine Person war bereits aus dem Fenster gesprungen. Eine Frau habe auf dem Dachsims eines brennenden Hauses gekniet und ihr Kind an den Händen nach unten hängen lassen, wo zwei Männer – einer auf einer Leiter, einer auf einer Fensterbank – versuchten, es zu erreichen. Nachbarn hatten Bauleitern an die Hauswand gestellt, sie jedoch zu kurz gewesen seien, sagte der Feuerwehrsprecher. „Das hat dazu geführt, dass, als wir ankamen, schon Leute an den Fenstern hingen, die Kinder rausgehalten haben.“

Die Feuerwehrleute hätten dann zunächst ein Sprungpolster ausgebreitet, das aber nicht zum Einsatz gekommen sei. In der Spitze seien rund 160 Einsatzkräfte beteiligt gewesen. Der Einsatz habe etwa eineinhalb Stunden gedauert.

Lieferwagen in zwei Läden gesteuert

Nach den mutmaßlichen Brandstiftungen soll der 41-Jährige mit einem Lieferwagen in zwei Lebensmittelläden im Stadtteil Katernberg gefahren sein. Laut Polizei wurde niemand verletzt. Warum er das getan habe, sei derzeit noch unklar, sagte Rechtsanwalt Schröder.

Anschließend soll der Mann andere Personen mit Stichwaffen bedroht haben. Mehrere Männer hätten ihn jedoch mit Schaufeln und Stangen abgedrängt und bis zum Eintreffen der Polizei in der Nähe der Läden festgehalten, so der Sprecher. Dies ist auch auf einem Video zu sehen. Anschließend wurde der Mann von der Polizei festgenommen.

„Mutige, couragierte Anwohner und Zeugen haben bei den Rettungsmaßnahmen geholfen und den Mann im Hinterhof in Schach halten können. Unter Gefahr ihres eigenen Lebens“, sagte NRW-Innenminister Reul. Dieses Verhalten habe möglicherweise Schlimmeres verhindert.

Gegen den mutmaßlichen Täter wird die Staatsanwaltschaft Haftbefehl unter anderem wegen schwerer Brandstiftung und versuchten Mordes beantragen. Der Mann sei bereits wegen Bedrohung und Sachbeschädigung in Erscheinung getreten, sagte ein Polizeisprecher. Derzeit äußere er sich nicht zu den Tatvorwürfen.

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