Brände - Alt Tellin:Komplizierte Kadaver-Entsorgung nach Brand: Ministerbesuch

Agrar
Eine Fachfirma reißt mit Baggern die Brandruinen der Schweinezuchtanlage ab. Foto: Stefan Sauer/dpa-Zentralbild/dpa/archivbild (Foto: dpa)

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Alt Tellin (dpa/mv) - Vier Wochen nach dem Großbrand in der Ferkelzuchtanlage Alt Tellin (Vorpommern-Greifswald) ist die Entsorgung der etwa 55 000 Tierkadaver noch nicht abgeschlossen. Wie ein Sprecher des Schweriner Umweltministeriums am Dienstag mitteilte, forderte Landesagrarminister Till Backhaus (SPD) den Betreiber der Anlage - die Landwirtschaftliche Ferkelzucht Deutschland (LFD) Holding - auf, so zügig wie möglich alle Brandreste zu entsorgen und dabei eng mit Umwelt- und Veterinärbehörden zusammenzuarbeiten. Ein LFD-Sprecher hatte das bereits mehrfach zugesichert. An diesem Freitag will Backhaus das Dorf besuchen, um sich Fragen der Gemeindevertreter zu stellen.

Nach Angaben des Betreibers sind bei dem Großbrand Ende März mehr als 55 000 Sauen und Ferkel verendet. Laut LFD konnten nur 1300 Schweine gerettet werden. Es war nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes eines der verheerendsten Großfeuer in einer Nutztieranlage in Deutschland überhaupt. Die Brandursache ist laut Staatsanwaltschaft unklar. Es wird wegen Verdachts der fahrlässigen Brandstiftung ermittelt. Eine technische Ursache sei aber möglich, hieß es. Den Schaden hatte die Staatsanwaltschaft auf etwa 40 Millionen Euro geschätzt.  

Damit müssten insgesamt rund 2000 Tonnen Kadaver entsorgt werden, hieß es von den Umweltbehörden nach einer Beratung in Alt Tellin. In den ersten zwei Wochen konnten etwa 550 Tonnen davon in die einzige Tierkörperbeseitigungsanlage Mecklenburg-Vorpommerns in Malchin gebracht werden.

Wegen der Einstufung als Sonderabfall müsse das Gros der Kadaver aber außerhalb von Mecklenburg-Vorpommern in einer geeigneten Anlage verbrannt werden, erläuterte der Sprecher des Ministeriums. Das sei mit etwa 420 Tonnen der Tierreste bereits geschehen. Die Kapazität dieser Verbrennungsanlage sei aber begrenzt, weshalb weitere etwa 500 Tonnen der Kadaver auf die einzige im Nordosten geeignete Deponie -  Ihlenberg in Nordwestmecklenburg - gebracht würden. Dies sollte bis Mittwoch abgeschlossen sein.

Bis zu diesen Entscheidungen hatte die LFD die Brandruinen beräumen lassen, die Zäune der umstrittenen Zuchtanlage allerdings mit schwarzem Kunststoff verhängt. Da zunächst offen war, was mit einem Großteil der getöteten Tiere passieren sollte, wurden die Kadaver auf Anweisung der Behörden aufgeschichtet und mit Branntkalk abgedeckt. Anwohnern beschwerten sich aber über Verwesungsgeruch, der auch außerhalb der Anlage zu riechen sei.

Backhaus hatte im Landtag in Schwerin bereits angekündigt, dass die Anlage in der ursprünglichen Größe nicht wieder aufgebaut werden soll. Das hätten Eigentümer und Betreiber zugesagt. Tier- und Umweltschützer forderten, dass die Betriebserlaubnis für diese Anlage ganz zurückgezogen werden soll.

Die LFD Holding mit Hauptsitz in Roßdorf bei Genthin gilt als größtes deutsches Ferkelzuchtunternehmen. Sie hat nach eigenen Angaben 400 Mitarbeiter in 11 Betrieben mit rund 55 000 Sauenplätzen und 10 Biogasanlagen vor allem in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen, Brandenburg und Bayern.

© dpa-infocom, dpa:210427-99-371455/4

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