BP und Deepwater Horizon:390 unbearbeitete Mängel

Verhängnisvolle Schlamperei: Sieben Monate vor der Explosion der "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko waren Hunderte Wartungsarbeiten an der Ölplattform überfällig.

Das Leck ist dicht, doch BP kommt nicht aus den Schlagzeilen. Nachdem jüngst bekannt geworden war, dass Unternehmensmanager Doug Suttles - kaum dass der verheerende Ölaustritt im Golf von Mexiko nach vier Monaten endlich gestoppt ist - schon wieder an neue Bohrungen denkt, nun die nächste Negativmeldung: Der Ölkonzern soll einem Zeitungsbericht zufolge zahlreiche Wartungsarbeiten an der gesunkenen Förderplattform Deepwater Horizon verschleppt haben.

Deepwater Horizon, Golf von Mexiko, AP

Auslöser der größten Ölpest der Geschichte: Am 21. April explodierte im Golf von Mexiko die Bohrplattform "Deepwater Horizon".

(Foto: AP)

Die Sunday Times berichtet unter Berufung auf eine interne Überprüfung von BP, an der Bohrinsel habe es vor Beginn der Katastrophe schwere Sicherheitsmängel gegeben: So seien in den sieben Monaten vor der Explosion der von Transocean betriebenen Deepwater Horizon 390 Wartungsarbeiten mehr als vier Wochen überfällig gewesen, schreibt das Blatt. Darunter seien auch Arbeiten an Teilen des Bohrloch-Absperrventils gewesen, das am Tag des Unglücks nicht funktionierte.

Mit der Explosion der Bohrplattform Ende April begann die schlimmste Ölpest aller Zeiten, bei der nach jüngsten Schätzungen mehr als 780 Millionen Liter Rohöl ins Meer geflossen sind.

Den britischen Ölkonzern hat die Katastrophe inzwischen mehr als sechs Milliarden US-Dollar gekostet. Das Unternehmen bezifferte den bisherigen Aufwand auf 6,1 Milliarden Dollar (4,7 Milliarden Euro). Darin enthalten sind die Ausgaben für die Versiegelung des defekten Bohrlochs, die Beseitigung der Umweltschäden und erste Ausgleichszahlungen für Betroffene.

Allerdings kommt der Großteil der Kosten erst noch auf BP zu: So drohen massive Schadensersatzforderungen. Zudem muss der Energiemulti auf Drängen von US-Präsident Barack Obama in den kommenden dreieinhalb Jahren 20 Milliarden Dollar in einen Entschädigungsfonds einzahlen. In seiner Bilanz hat der Konzern bereits Rückstellungen von 32,2 Milliarden Dollar gebildet - diese Summe kann nach Firmenangaben aber noch steigen. Finanzieren will BP das mit Verkäufen von Unternehmensteilen. Bis zu 30 Milliarden Dollar sollen so in die Kasse fließen.

Die erste Tranche für den Entschädigungsfonds stellte BP bereits bereit. Wie der Konzern mitteilte, wurden zunächst drei Milliarden Dollar angewiesen. Zwei weitere sollen im vierten Quartal folgen. Anschließend würden jedes Quartal 1,5 Milliarden Dollar hinterlegt bis die Gesamtsumme erreicht sei.

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