Süddeutsche Zeitung

Bottrop:Bottroper Apotheker soll Krebs-Medikamente gestreckt haben

  • In Bottrop soll ein Apotheker in mindestens 40 000 Einzelfällen Krebsmedikamente zu gering dosiert haben. Der beschuldigte 46-Jährige sitzt derzeit in U-Haft.
  • Mit den Krankenkassen soll er den vollen Betrag für die angeforderte Dosierung abgerechnet haben. Der finanzielle Schaden soll bei 2,5 Millionen Euro liegen.

Ein Apotheker in Bottrop steht im Verdacht, massenhaft Krebsmedikamente beim Zusammenmischen zu niedrig dosiert zu haben. Der Staatsanwaltschaft Essen zufolge sitzt der 46-Jährige derzeit in Untersuchungshaft und schweigt zu den Vorwürfen.

In mindestens 40 000 Fällen soll der Apotheker Infusionen zur Krebsimmuntherapie abweichend von den individuellen ärztlichen Verordnungen zu gering dosiert haben. Dabei seien die Infusionen "normalerweise abgestimmt auf die Heftigkeit des Krebses", sagte der Vorsitzende des Bottroper Apothekerverbandes Florian Mies der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ).

Bisher schweigt der Beschuldigte

Wie viele Patienten von den gestreckten Medikamenten betroffen waren, weiß niemand. Der Staatsanwaltschaft zufolge sei dies voraussichtlich auch nicht herauszubekommen. Ebenso wenig, welche Auswirkungen das gehabt haben könnte. Mit den Kassen habe er den vollen Betrag für die angeforderte Dosierung abgerechnet. Der finanzielle Schaden liege bei 2,5 Millionen Euro. Der Apotheker soll außerdem gegen Hygienevorschriften verstoßen haben.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz fordert nun die Ermittler auf, schnellstens aufzuklären, welche Patienten gestreckte Medikamente erhalten haben. "Das Schweigen des Apothekers darf den Opferschutz nicht behindern. Schließlich sind die Daten der Patienten den belieferten Krankenhäusern und Arztpraxen bekannt", sagte Vorstand Eugen Brysch.

Nur wenige Pharmazeuten sind auf die Zubereitung der Infusion spezialisiert

Es gebe nur wenige Apotheker, die auf die Zubereitung der Infusionen spezialisiert seien und die nötigen Labore unterhielten, sagt der Experte Florian Mies in der WAZ. Die fragliche Apotheke in Bottrop besitze entsprechende Zertifikate, sagt der Onkologe Dirk Pott der Zeitung. Sie habe deshalb auch Qualitätskontrollen durchlaufen müssen.

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