Boot gekentert:Hunderte Tote bei Flüchtlingsdrama befürchtet

  • Im Mittelmeer ist ein Boot mit Hunderten Flüchtlingen an Bord gekentert.
  • Es werden viele Tote befürchtet, 26 Leichen konnten bereits geborgen werden.
  • Mindestens 370 Menschen konnten gerettet werden. Etwa 600 sollen an Bod gewesen sein.

Bis zu 600 Menschen an Bord

Nach dem Kentern eines Flüchtlingsbootes vor der Küste Libyens befürchten Hilfsorganisationen Hunderte Tote. Schiffe der italienischen Küstenwache, Marine und anderer Rettungskräfte suchen an der Unglücksstelle vor der Küste Libyens nach Vermissten.

Nach Angaben der Küstenwache konnten nach dem Unglück etwa 400 Menschen in Sicherheit gebracht werden. Wie viele Menschen tatsächlich an Bord des Schiffes waren, ist unklar. Hilfsorganisationen nannten Zahlen von bis zu 600. 370 Überlebende würden am Donnerstagnachmittag in Palermo ankommen. Auch 26 Leichen würden an Land gebracht, berichtet die italienische Nachrichtenagentur Ansa.

"Es war ein schrecklicher Anblick, Menschen, die sich verzweifelt an Rettungsringe, Boote und alles klammerten, die um ihr Leben kämpften zwischen Ertrinkenden und anderen, die bereits tot waren", sagte Juan Matías, Koordinator bei Ärzte ohne Grenzen (MSF) auf dem Schiff Dignity I, das den Flüchtlingen zu Hilfe kam.

Möglicherweise schlimmstes Unglück seit Monaten

Sollten sich die Befürchtungen bestätigen, wäre es eins der schlimmsten Unglücke der vergangenen Monate. Im April waren Hunderte Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken.

Auch bei dem jüngsten Unglück waren die Menschen den ersten Erkenntnissen zufolge mit einem kaum seetüchtigen Holzboot von Libyen aufgebrochen. Schon nach wenigen Meilen gerieten sie in Seenot und setzten einen Notruf ab. Die italienische Küstenwache alarmierte ein irisches Marineschiff, das den Menschen zur Hilfe eilte. Beim Eintreffen des irischen Rettungsschiffs kenterte das Flüchtlingsboot.

Oftmals sind die Schiffe derart überladen, dass sie umkippen, wenn nur einige Menschen gleichzeitig aufstehen. Das war nun offenbar bei den Flüchtlingen in Erwartung ihrer baldigen Rettung der Fall. Das irische Schiff habe zuvor an beiden Seiten des Fischerbootes je ein festes, aufblasbare Rettungsboot platziert. Das Kentern habe damit aber nicht vermieden werden können, hieß es.

Menschen unter Deck ohne Überlebenschance

Für Dutzende Menschen kam vermutlich jede Hilfe zu spät. Sie waren möglicherweise im Frachtraum des Schiffes, als es kenterte und innerhalb weniger Minuten sank. "Es gibt die Befürchtung, dass viele Menschen noch an Bord waren", sagte ein Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR. Viele Flüchtlinge könnten unter Deck gewesen sein und kaum eine Chance gehabt haben.

Erst am Dienstag hatte die Internationale Organisation für Migration erklärt, dass in diesem Jahr bislang etwa 2000 Menschen bei dem Versuch über das Mittelmeer nach Europa zu fliehen ums Leben gekommen seien. Die mit Abstand meisten von ihnen hatten Italien als Ziel.

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