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Bobby Fischer: Leiche exhumiert:Buddeln nach Papa, dem Schachgenie

Es geht um ein Millionenerbe: Zweieinhalb Jahre nach dem Tod des Schachgenies Bobby Fischer wird in Island seine Leiche exhumiert - wegen einer Vaterschaftsklage.

Er war ein Genie, ein Flüchtling und am Ende ein mitleiderregender Wirrkopf: Der exzentrische Schachweltmeister Bobby Fischer führte ein turbulentes Leben. Jetzt stören isländische Beamte seine Totenruhe. Wegen eines Streits um das Erbe des vor zweieinhalb Jahren gestorbenen Genies sind seine sterblichen Überreste exhumiert worden.

Die Exhumierung fand auf dem Friedhof von Selfoss im Süden Islands statt, wie der örtliche Sheriff mitteilte. Es geht um die Frage, ob Fischer eine Tochter hat oder nicht: Nach der Exhumierung soll ein DNA-Test klären, ob er Vater der neunjährigen Jinky Young ist. Die philippinische Mutter des Mädchens hatte die Exhumierung vor Gericht durchgesetzt, um an das auf zwei Millionen Dollar (1,6 Millionen Euro) geschätzte Erbe heranzukommen.

Neben Jinkys Mutter kämpfen noch drei weitere Parteien um das Erbe: eine Ehefrau Fischers, zwei Neffen und die US-Regierung, der Fischer zum Zeitpunkt seines Todes noch Steuergelder schuldete.

Der aus den USA stammende Fischer war weltberühmt geworden, als er 1972 - mitten im Kalten Krieg - den sowjetischen Schachweltmeister Boris Spassky besiegte.

Nach seiner Karriere fiel Fischer jedoch weniger durch Höchstleistungen als durch aggressive Sprüche gegen sein Heimatland USA und antisemitische Äußerungen auf - bis hin zur Holocaustleugnung.

Im Jahr 2005 nahm er die isländische Staatsbürgerschaft an, um eine Abschiebung in die USA zu verhindern. Gesucht wurde er damals, weil er mit der Teilnahme an einem Schachturnier in Jugoslawien 1992 gegen internationale Sanktionen verstoßen hatte. Fischer starb am 17. Januar 2008 im Alter von 64 Jahren auf Island.

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AFP/dpa/jab/jja
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