Blutdiamanten:Kann denn Glitzern Sünde sein?

Ein neuer Film mit Leonardo DiCaprio prangert den Handel mit Blutdiamanten an - und animiert die Diamantenindustrie zu einer wahren PR-Schlacht.

Die Diamanten-Industrie ist dafür bekannt, dass sie ihre Geschäfte am liebsten diskret tätigt. Doch ganz untypisch hat die Branche nun eine millionenschwere weltweite Kampagne gestartet, um ihren Ruf zu verteidigen.

Blutdiamanten: Kristallklar und schmutzig: Diamanten, mit deren Erlös Kriege finanziert werden.

Kristallklar und schmutzig: Diamanten, mit deren Erlös Kriege finanziert werden.

(Foto: Foto: dpa)

Der Anlass kommt aus Hollywood. In dem US-Film "Blood Diamond" spielt Leonardo DiCaprio einen skrupellosen Schmuggler aus Südafrika, der in Sierra Leone während des Bürgerkriegs der 90er Jahre auf der Jagd nach einem besonders seltenen Edelstein ist.

Für die Diamantenbranche stellt der Film, der im Dezember in den USA und Ende Januar in Deutschland in die Kinos kommt, ein PR-Trauma dar. Denn er dürfte die Debatte um die "Blutdiamanten", mit denen Warlords in Afrika ihre Kriege finanzieren, weltweit neu anheizen.

Das Werk von US-Regisseur Edward Zwick bringt einen der brutalsten Konflikte der jüngeren afrikanischen Geschichte auf die Leinwand. In dem Bürgerkrieg in dem kleinen westafrikanischen Land wurden zwischen 1991 und 2001 bis zu 200.000 Menschen getötet und tausende weitere verstümmelt - das systematische Abhacken von Gliedmaßen gehörte zu den Praktiken dieses Krieges.

Schmutzige Edelsteine

Ihren Kampf finanzierten die Rebellen in Sierra Leone mit dem Verkauf illegal geschürfter Rohdiamanten. Die "Blutdiamanten" sorgten seither für weltweite Empörung. Unter diesem Schlagwort haben Menschenrechtler nicht nur die schmutzigen Geschäfte mit den Edelsteinen angeprangert, sondern auch die brutalen Bedingungen, unter denen sie von den Arbeitern geschürft werden.

Kein Wunder also, dass das Hollywood-Epos mit Starbesetzung die Diamantenbranche schon jetzt in höchste Unruhe versetzt. Der Branchenverband World Diamond Council gibt 15 Millionen Dollar (knapp zwölf Millionen Euro) dafür aus, den Imageschaden zu begrenzen.

Beim weltweiten Markführer, dem De-Beers-Konzern aus Südafrika, führt der Film sogar zu einer grundsätzlichen Neuorientierung. "Wir haben immer gedacht, solange wir stillschweigend unser Geschäft korrekt abwickeln, reicht das", zitierte die "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" kürzlich den Konzernchef Nicky Oppenheimer. "Aber ich bin heute auch der Meinung, dass man stärker an die Öffentlichkeit muss."

Kriege mit Diamanten finanziert

Oppenheimer kann "Blood Diamond" sogar Positives abgewinnen: "Der Film gibt uns wenigstens die Gelegenheit, aufzuklären." Branchenvertreter heben hervor, dass der Handel mit den "Blutdiamanten" bereits weitgehend zurückgedrängt worden sei.

In den 90er Jahren habe dieser illegale Handel zur Kriegsfinanzierung noch vier Prozent des weltweiten Diamantengeschäfts ausgemacht, heute liege der Anteil deutlich unter einem Prozent, sagt De-Beers-Sprecherin Lynette Hori. Entscheidend zur Eindämmung des Handels mit den "Blutdiamanten" beigetragen hat der Branche zufolge das seit 2003 geltende dem "Kimberley-Abkommen", dem bislang rund 70 Staaten beigetreten sind.

Demnach dürfen Rohdiamanten nur noch zusammen mit Zertifikaten verkauft werden, die ihre einwandfreie Herkunft bescheinigen sollen. Ferner verpflichten sich die Staaten zu Kontrollen des Diamantenhandels in ihrem eigenen Land.

Am Freitag soll nun zudem in der angolanischen Hauptstadt Luanda eine Vereinigung der am Diamantenhandel beteiligten afrikanischen Staaten begründet werden. Die 16 Länder wollen sich verpflichten, das illegale Geschäft mit den Diamanten zur Kriegsfinanzierung zu unterbinden, wie Angolas Außenminister Joao Luanda ankündigte.

Menschenrechtler erkennen derweil an, dass es zwar Fortschritte im Kampf gegen die "Blutdiamanten" gibt, sehen das Problem aber längst nicht gelöst. Das blutige Geschäft sei nicht beendet, hieß es im Juni in einem Bericht von Amnesty International. Und die Konzerne müssten erst noch demonstrieren, dass sie es mit ihren Versprechungen ernst meinten, indem sie zusammen mit den Sicherheitsbehörden gegen die illegalen Händler vorgingen.

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