Süddeutsche Zeitung

Blizzards in den USA:New Yorks Gouverneur ruft Notstand aus

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New York wappnet sich für historischen Blizzard

Angesichts eines Schneesturms von möglicherweise historischem Ausmaß haben sich die Menschen im Nordosten der Vereinigten Staaten mit Lebensmitteln eingedeckt und ihre Häuser sturmfest gemacht. Der Blizzard könnte der Ostküstenmetropole New York am Montag und Dienstag bis zu 90 Zentimeter Neuschnee bringen. Bürgermeister Bill de Blasio warnte vor "einem der schlimmsten Schneestürme" in der Geschichte der Millionenstadt.

"Bereiten Sie sich auf etwas vor, was wir womöglich nie zuvor erlebt haben", sagte de Blasio. Wer könne, solle während des Schneesturms "Juno" gar nicht erst auf die Straße gehen.

In New York schneite es vom späten Vormittag (Ortszeit) an über Stunden. Die Temperaturen waren zwar nur knapp unter Null, immer neuer Schnee sorgte aber für eine geschlossene weiße Decke. Kindergärten und Büros schlossen früher, für den Dienstag sollen die meisten öffentlichen Einrichtungen und auch viele Unternehmen geschlossen bleiben. In den Läden sind die Regale gelichtet, die Händler hatten aber offenbar vorgesorgt. Ausverkauft aber: Schneeschaufeln.

UN-Hauptquartier wegen Schneefall geschlossen

Der starke Schneefall in New York hat sogar die Vereinten Nationen ausgebremst. Das UN-Hauptquartier am East River schloss am frühen Montagnachmittag (Ortszeit) und sollte auch am Dienstag nicht öffnen. Betroffen waren nicht nur die Arbeit Tausender UN-Angestellter und der Besuch vieler Touristen. Auch die diplomatischen Bemühungen mussten zum Teil auf Eis gelegt werden. So wurde die Gedenkveranstaltung zur Befreiung des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz vor 70 Jahren um einen Tag verschoben. Ursprünglich hatte am Dienstag auch Israels Präsident Reuven Rivlin vor der UN-Vollversammlung reden sollen.

Fahrverbot in Connecticut, Notstand in New York

Der Gouverneur von New York, Andrew Cuomo, hat für Teile des Bundesstaates den Notstand ausgerufen und der Bevölkerung geraten, wenn möglich von zu Hause zu arbeiten. Straßen und öffentliche Verkehrsmittel könnten wegen des Blizzards geschlossen werden. Unter anderem bezog sich der Notstand auch auf die Stadt New York und rund ein Dutzend weitere Counties.

Cuomo kündigte an, dass in der Metropole New York U-Bahnen ab 19 Uhr (Ortszeit) nur noch eingeschränkt fahren und Regionalzüge von 23 Uhr an komplett eingestellt würden. Auch ein allgemeines Fahrverbot für den Abend in New York und anderen Teilen des Staats sei noch möglich.

Der Gouverneur von Connecticut, Dan Malloy, erließ für seinen Bundesstaat bereits ein Fahrverbot ab Montagabend. Auch der Bostoner Bürgermeister Martin Walsh rief die Bewohner zur Vorsicht auf. "Und denken Sie daran, bei Ihren Nachbarn nach dem Rechten zu sehen, vor allem bei den Alten und Behinderten", erklärte er.

Mehr als 50 Millionen Menschen betroffen

Die Blizzard-Warnung des Nationalen Wetterdienstes der USA galt für den Küstenstreifen von New Jersey bis an die kanadische Grenze im Bundesstaat Maine. In diesen Gebieten sei mit heftigem Wind und schwerem Schneefall zu rechnen. Die Ausläufer von "Juno" sollen sich bis südlich der Hauptstadt Washington und bis nach Ohio im Mittleren Westen ziehen. Mehr als 50 Millionen Menschen könnten Schätzungen zufolge betroffen sein.

Bis zum Montagmittag (Ortszeit) waren in Teilen Pennsylvanias bereits 20 Zentimeter Schnee gefallen. Meteorologen erwarteten für Boston bis zu 80 Zentimeter Neuschnee. Die schwersten Niederschläge wurden aber erst in der Nacht zum Dienstag vorhergesagt - allerdings wurden die Vorhersagen für Schneehöhen am Montagmorgen im Vergleich zum Sonntag ein wenig gesenkt.

Hochwasser, heftige Windböen und Stromausfälle erwartet

An den Küsten könnte es zu Hochwasser kommen. Montagfrüh fielen die ersten Schneeflocken, die volle Wucht des Sturms sollte den Nordosten der USA aber erst in der Nacht zum Dienstag treffen. Meteorologen sagten für Teile Neuenglands Windböen mit Geschwindigkeiten von mehr als 112 Kilometern pro Stunde voraus. Die Bevölkerung müsse sich auf umstürzende Bäume und Stromausfälle gefasst machen.

Laut der Internetseite flightaware.com wurden in den USA wegen des Winterwetters am Montag und Dienstag bereits mehr als 5000 Flüge gestrichen.

Obama auf Staatsbesuch in Indien

US-Präsident Barack Obama, der sich mit seiner Frau Michelle zu einem Staatsbesuch in Indien aufhält, wurde nach Angaben des Weißen Hauses über den bevorstehenden Wintersturm und die möglichen Auswirkungen informiert. Obamas Regierung stehe mit den Behörden entlang der Ostküste in Kontakt um sicherzustellen, dass sie über die notwendigen Ressourcen für eine "unverzügliche" Reaktion auf den Schneesturm verfügten, hieß es.

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