Süddeutsche Zeitung

Missbrauch in der katholischen Kirche:Osnabrücker Bischof Bode tritt zurück

Lesezeit: 2 min

Der dienstälteste deutsche Bischof begründet seinen Amtsverzicht mit eigenen Fehlern bei der Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in seinem Bistum. Der Papst hat sein Rücktrittsgesuch bereits angenommen - und erlässt zeitgleich erweiterte Regeln gegen Missbrauch.

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode ist zurückgetreten. Der 72-Jährige ist der erste katholische Bischof in Deutschland, der diesen Schritt im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal vollzieht. Papst Franziskus habe den Amtsverzicht bereits angenommen, teilte der Vatikan am Samstag mit. Bode begründet seinen Rücktritt vor allem mit eigenen Fehlern bei der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch. Diese habe der Zwischenbericht zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Osnabrück ihm "noch einmal deutlich vor Augen geführt", erklärte der Bischof am Samstag. Der Bericht wurde im vergangenen September veröffentlicht.

Er bekenne sich ausdrücklich zu seiner Verantwortung als Bischof sowie zu seinen persönlichen Fehlern, so Bode: "Ich kann heute nur alle Betroffenen erneut um Verzeihung bitten." Der Entschluss zu diesem Rücktritt sei in den letzten Monaten gereift, erklärte der Bischof in einer Stellungnahme, in der er mehrere Gründe für diesen Schritt anführte. Er wünsche sich, dass vor dem Hintergrund des erlittenen Vertrauensverlusts sein nun vollzogener Rücktritt als Bischof für die Menschen im Bistum auch befreiend wirken könne. Der Zeitpunkt sei auch deshalb geeignet, weil die von ihm angekündigten Maßnahmen zur Verbesserung des Umgangs mit Fällen sexualisierter Gewalt auf den Weg gebracht seien: "Der diözesane Schutzprozess gegen sexualisierte Gewalt und geistlichen Missbrauch ist erheblich gestärkt, die Aufarbeitung geht weiter."

Angeschlagene Gesundheit als weiterer Grund

Zudem sei mit dem vorläufigen Abschluss des Synodalen Weges der katholischen Kirche in Deutschland ein ihm wichtiges Zwischenziel erreicht. Auf dessen Basis konnte er weitere konkrete Reformvorhaben für das Bistum Osnabrück in Kraft setzen, so Bode. Weitere Schritte würden allerdings noch viel Kraft verlangen, die er selbst nicht mehr aufbringen könne: "Denn ich habe gemerkt, dass meine zunehmend angeschlagene Gesundheit es mir nicht mehr gestattet, meine Leitungsaufgaben in Osnabrück und in der Kirche in Deutschland noch weitere drei Jahre wahrzunehmen."

Der in Paderborn geborene Bode war der dienstälteste amtierende katholische Bischof in Deutschland. Seit 2017 war er auch stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Mit dem Rücktritt von seinem Amt als Bischof scheidet er zugleich als Mitglied der Bischofskonferenz aus. Das Bistum Osnabrück ist damit ab sofort nicht mehr besetzt, es beginnt die Zeit der Sedisvakanz. Das Kirchenrecht legt fest, dass zeitgleich mit dem Bischof auch das Amt des Generalvikars erlischt und alle dem Bischof zugeordneten Gremien aufhören zu bestehen.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, nahm den Rücktritt mit "großem Bedauern und Respekt" zur Kenntnis. "Gerne hätte ich Dich noch weitere Jahre an unserer Seite in der Deutschen Bischofskonferenz gesehen. Gleichzeitig verstehe ich Deine Entscheidung und die damit verbundenen Konsequenzen."

Am selben Tag: Papst erlässt erweiterte Regeln gegen sexuellen Missbrauch

Knapp vier Jahre nach Erlass von schärferen Maßnahmen gegen sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche durch Papst Franziskus hat der Vatikan erweiterte und klarere Regeln bekanntgegeben. Der Heilige Stuhl legte am Samstag eine aktualisierte Fassung des 2019 erlassenen apostolischen Schreibens "Vos estis lux mundi" ("Ihr seid das Licht der Welt") vor. Der Pontifex bestätigt damit die bestehenden Maßnahmen, ordnet allerdings zugleich Neuerungen und Erweiterungen an. Die neue Fassung soll am 30. April in Kraft treten.

Mit dem sogenannten Motu proprio "Vos estis lux mundi" reagierte Franziskus 2019 auf Kritik, er unternehme nicht genug gegen Missbrauchsfälle in der Kirche. Mit schärferen Gesetzen wollte er dagegen vorgehen. Im Zentrum des Erlasses stand die Meldepflicht für Fälle sexuellen Missbrauchs für die gesamte katholische Kirche. Die Verpflichtung, Missbrauchs- und Vertuschungsfälle umgehend anzuzeigen, galt im Ursprungsschreiben ausschließlich für Kleriker und Ordensleute. In der aktualisierten Fassung wurden nun auch Laien an der Spitze internationaler Vereinigungen hinzugefügt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5775525
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/kna/dpa/gut
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.