Birma nach dem Zyklon:Millionenmetropole Rangun ohne Strom und Wasser

Der Killer-Zyklon "Nargis" hat die Hauptstadt Rangun und weite Landstriche Birmas ins Chaos gestürzt. Wegen der nur schleppend anlaufenden Hilfe wird Kritik am Militärregime laut.

Der tropische Wirbelsturm "Nargis" hat Birmas größte Stadt Rangun ins Chaos gestürzt. Die mehr als vier Millionen Einwohner hatten am Montag weder Strom noch Wasser, und die Preise für die wenigen verfügbaren Nahrungsmittel und frisches Wasser explodierten, berichteten Einwohner.

Zyklon, Birma, Reuters

Die Zerstörung durch den Zyklon ist in Birmas Hauptstadt Rangun allenthalben sichtbar.

(Foto: Foto: Reuters)

Mindestens 351 Menschen kamen nach jüngsten Angaben der Staatsmedien ums Leben. Die unmittelbaren Küstenstreifen wurden von einer meterhohen Flutwelle überschwemmt.

Das Ausmaß der Katastrophe war 48 Stunden nach dem Durchzug des Zyklons noch nicht völlig abzusehen. Aus der Küstenregion und von vorgelagerten Inseln wurden 323 Tote gemeldet, 19 weitere aus der Hafenmetropole Rangun. Die Kommunikation war in einem weiten Küstenstreifen zusammengebrochen.

Die Katastrophenhelfer arbeiteten sich erst am Montag in das Delta des mächtigen Irrawaddy-Flusses vor. Die Zahl der Obdachlosen wird auf mehr als Hunderttausend geschätzt.

Exil-Birmanen für internationale Hilfe

Einwohner beschwerten sich über den schleppenden Einsatz der Rettungskräfte. "Das Militär hat die großen Straßen geräumt, aber in unserer Siedlung mussten wir alles selbst machen", sagte ein Einwohner im Vorort Yankin. "Wo sind all die Uniformierten, die sonst in den Straßen immer bereit sind, Menschen zu schlagen", sagte ein Rikscha-Fahrer, der namentlich nicht genannt werden wollte.

Unklar war am Montag, ob die Regierung angesichts der Zerstörungen um internationale Hilfe bitten würde. Ein Sprecher des in Thailand ansässigen Forums für Demokratie in Birma forderte, das Regime müsse Hilfsorganisationen sofortigen und uneingeschränkten Zugang zu den betroffenen Gebieten erlauben. Die Militärjunta hatte in fünf Regionen den Notstand ausgerufen.

Ein westlicher Diplomat in Rangun äußerte Zweifel, dass ein geplantes Verfassungsreferendum am Samstag stattfindet. "Diese Millionenstadt hat kein Wasser und keinen Strom, ich wüsste nicht, wie das unter diesen Umständen durchgezogen werden kann."

Der Zyklon "Nargis" war am Samstag vom Indischen Ozean aus mit Windgeschwindigkeiten von teils mehr als 200 Kilometern eingefallen. Der tropische Wirbelsturm zog Richtung Nordosten nach Thailand weiter.

Fernsehbilder zeigten Tausende abgedeckte Häuser und umgerissene Bäume. Im Hafen sanken mehrere Schiffe oder wurden gegen die Hafenmolen geschleudert. In den Straßen türmten sich Schuttmassen.

Birma gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Es wird seit 1962 von einer Militärjunta regiert, die das einst blühende Agrarland heruntergewirtschaftet hat. Der Zyklon "Nargis" entspricht einem Hurrikan der Kategorie 4. Wirbelstürme werden im Indischen Ozean Zyklon, im Atlantik Hurrikan genannt.

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