Die letzten Jahre haben der Modewelt eine verwirrende Vielfalt an Kooperationen beschert - je unterschiedlicher die Partner dabei waren, desto werbewirksamer für das gemeinsame Produkt. Das Künstlerkollektiv "Mschf" aus Brooklyn hat dieses Spiel jetzt auf ganz neuem Level parodiert: Die Künstler kauften für über 100 000 Dollar vier Exemplare der legendären Birkin Bag von Hermès. Dann zerlegten sie die heiligen Handtaschen und machten daraus Sandalen: Birkinstocks.
Das ist zunächst mal ein lobenswerter Einsatz für ein kleines Wortspiel. Und natürlich ein Tabubruch, der nicht nur zwei Traditionshersteller beleidigt, sondern auch in einer ziemlich schockresistenten Branche noch kurz Aufmerksamkeit beschert. Die New York Times jedenfalls widmete der Performance umgehend einen langen Text, in dem die Aktivisten unter anderem behaupten, sie wollten damit etwas gegen die Apathie der Mode unternehmen.
76 000 Dollar für Sandalen
Dabei ist die Idee nicht sonderlich neu - in Hip-Hop-Videos werden gerne mal Luxusautos demoliert, die Band KLF verbrannte in den 1990er-Jahren gleich eine Million Pfund, nur für den Schockeffekt. Und wer erinnert sich noch daran? Entscheidender als die Respektlosigkeit ist hier die Umwidmung- man wollte aus einem mystifizierten Statussymbol ein einfaches, zugängliches Objekt machen, sagen die Kreativen. Tatsächlich sind die Upcycling-Sandalen auch recht hübsch geworden. Es darf nur bezweifelt sein, dass das feine Taschenleder sich besonders gut als solider Fußriemen eignet. Aber es wird ja niemand damit auf den Jakobsweg gehen. Denn banalisiert wurden die Birkinstocks eben nicht, und genau das ist das Alberne an der Aktion: Die Sandalen kosten zwischen 34 000 und 76 000 Dollar, je nach Größe.
Drei Paar wurden schon wieder verkauft, an den Rapper Future, die R&B-Künstlerin Kehlani und an einen Kunstsammler. Also an Menschen, die wohl auch eine Birkin Bag daheim haben. Aus einem limitierten Luxusprodukt ein noch strenger limitiertes Luxusprodukt zu machen, das ist aber keine Kunst. Konsequent im Sinne des Schocks wäre es gewesen, die Birkinstocks zum Preis von Birkenstocks an den nächstbesten Interessenten zu verkaufen. Aber so - nur ein Bonmot für die apathische Upperclass.