SZ-Kolumne "Bester Dinge":Klitzekleiner Irrtum

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(Foto: Arnulf Hettrich/Imago Images)

Die Polizei in Bielefeld wird in einem vermeintlichen Kriminalfall alarmiert, doch in dem verdächtigen Kofferraum findet sich mitnichten eine entführte Seniorin - sondern etwas ganz anderes.

Von Violetta Simon

Irren ist menschlich, das schrieb schon Seneca vor beinahe 2000 Jahren in seinen "Epistulae morales". Deshalb nahmen die Polizisten, die auf einen Supermarkt-Parkplatz in Bielefeld gerufen wurden, die Sache auch mit Humor - aber von vorn. Zeugen hatten die Beamten alarmiert und Folgendes geschildert: Sie hätten eine ältere Frau im Kofferraum eines Autos liegen sehen, in den der Fahrer gerade seine Einkäufe verstaute. Dass er den Wagen zunächst stehen ließ, kam ihnen erst recht verdächtig vor. Als die Polizei den Mann schließlich an seinem Auto antraf, reagierte dieser irritiert auf die Aufforderung, den Kofferraum zu öffnen. Und das aus gutem Grund: Darin befand sich neben diversen Einkäufen ein 50 Zentimeter großer Gartenzwerg mit grauem Haar und roter Zipfelmütze.

Die Polizeibeamten versicherten den Zeugen, dass sie sich richtig verhalten hätten. Und es stimmt ja, man kann sich schließlich nie sicher sein. Das erwies sich im April auch bei einem Notruf in Saarbrücken: Eine Frau glaubte in der Nachbarwohnung eine dunkle Silhouette zu erkennen, die in der Luft baumelte. Zum Glück stellte die Polizei fest, dass es sich um ein dekoratives Wandposter mit Frauenmotiv handelte.

Das ist weitaus erfreulicher als der umgekehrte Fall - so wie damals in Dresden, als eine Sondereinheit das Domizil eines verdächtigen Zuhälters stürmte. Leider irrte sich die Elitetruppe in der Wohnung, landete in der eines Kollegen und erschoss dessen Hunde. Daher sollte man Senecas Ausspruch "Irren ist menschlich" lieber ganz lesen: "(...) sed in errare perseverare diabolicum" - doch auf dem Irrtum zu bestehen, ist teuflisch.

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