SZ-Kolumne "Bester Dinge":Die Polyamorie sei mit euch!

(Foto: Sarah Askey/University of Canterbury)

In Neuseeland ist eine alte Bibel mit einem verhängnisvollen Druckfehler aufgetaucht, der dem Laster Tür und Tor öffnet.

Von Martin Zips

Es gibt immer noch Menschen, die meinen, Frauen seien aus einer Männer-Rippe entstanden. Damit das endlich mal klar ist: Die Körperregion, aus der Gott laut der biblischen Schöpfungsgeschichte eine Frau schuf, heißt hebräisch "zela" und das bedeutet: "Seite". Und Adam ist zunächst kein Mann, sondern ein "Mensch". Rippe ist irgendwann in die Übersetzung reingerutscht. Da fragt man sich als Leser natürlich: Wozu gibt es eigentlich Redakteure und Lektorinnen, wenn denen so was nicht auffällt?

Im 17. Jahrhundert sind einige Exemplare einer englischsprachigen Bibel gedruckt worden, wo im Buch Deuteronomium der Satz steht: "Der Herr, unser Gott, hat uns seine Herrlichkeit und seinen großen Esel gezeigt." Wieder schlechtes Lektorat, denn "seine Größe" ist gemeint. Noch verhängnisvoller ist, dass es dort im sechsten Gebot heißt: "Du sollst die Ehe brechen." Wirklich? Diese Fehler haben die Drucker einst sogar ihre Lizenz gekostet, da der Erzbischof von Canterbury das mit dem Ehebruch ganz anders sah. Heute existieren nur noch ein paar dieser Bibeln. Gerade wurde wieder eine in Neuseeland entdeckt. Die sogenannten Sündenbibeln gelten als Blaue Mauritius der Religionswissenschaft.

Aber: Ist das mit dem Ehebruch wirklich ein Druckfehler? Vielleicht hat Moses Gott ja nur falsch verstanden. Dann wären zum Beispiel Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir mit ihrer lustigen Polyamorie viel, viel näher dran an der süffigen Unendlichkeit. Zu dem Thema würde man jetzt gerne mal im Lektorat anrufen und fragen, wie die das so sehen. Aber seien wir ehrlich: Denen rutscht doch wirklich alles durch.

Mehr gute Nachrichten lesen Sie hier .

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ-Kolumne "Bester Dinge"
:Mond aus Heimtücke

Bislang schwebte der Himmelskörper im rechtsfreien Weltraum, doch künftig gelten auch dort Recht und Gesetz - zumindest für Kanadier.

Von Bernd Kramer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: