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Bewaffneter im Thalys-Zug:Das Sturmgewehr klemmte - zum Glück

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Der Thalys-Schnellzug von Amsterdam nach Paris fuhr gerade durch Belgien, als die US-Soldaten Alek Skarlatos und Spencer Stone plötzlich Schüsse hörten. Ein junger Marokkaner stürmte in den Zugwaggon, entsicherte seine Waffe. Die US-Soldaten überlegten nicht lange, es brauchte nur einen Blick. Dann sagte Skarlatos zu seinem Kumpel: "Los!". Sie duckten sich, Stone lief auf den Angreifer zu, packte ihn im Nacken. Skarlatos fasste an die Waffe, entriss sie dem Mann und warf sie weg.

Der US-Soldat Skarlatos erzählte dem Nachrichtensender Sky News, wie es ihm und seinem Begleiter am Freitag gelang, den 26-jährigen zu überwältigen - und so Schlimmeres zu verhindern.

Mit dem Entreißen der einen Waffe war es allerdings nicht getan, da der Angreifer mehrere bei sich trug: "Dann packte ich das Sturmgewehr zu seinen Füßen", so Skarlatos. "Wir haben ihm gegen den Kopf geschlagen, bis er bewusstlos war."

Stone versuchte den Marokkaner zu Boden zu ringen, "der Bewaffnete zog einen Cutter heraus und schnitt Stone damit mehrere Male in die Hand", erzählt der Student Anthony Sadler, der die beiden Soldaten auf ihrer Reise begleitete. Während der gesamten Zeit sagte der Angreifer ihm zufolge "kein einziges Wort".

Chris Norman, ein Brite, half den Männern dabei, den 26-Jährigen zu fesseln. Als Skarlatos begann die Waffen zu entschärfen, fiel ihm auf, dass das Sturmgewehr blockiert war und klemmte. "Der Mann wusste nicht, wie er dieses Problem beheben soll, was ziemliches Glück ist", sagte der Soldat Sky News. "Hätte die Waffe richtig funktioniert - ich möchte nicht einmal darüber nachdenken, was dann passiert wäre."

Als der Angreifer überwältigt war, bemerkten die Amerikaner, dass ein Mann am Hals stark blutete - ihm war die Kehle aufgeschnitten worden. Stone habe ein paar Rettungssanitäter-Trainings absolviert, erzählte Student Sadler. Dieser habe erste Hilfe geleistet, damit der Verwundete nicht sterbe - während er selbst ebenso stark blutete. "Wenn Alek nicht gesagt hätte 'Los!' und Spencer nicht direkt aufgestanden wäre, wer weiß, wie viele Menschen er erschossen hätte", so Sadler.

Für Skarlatos war das Eingreifen dagegen nahezu selbstverständlich: "Wir haben nur das getan, was wir tun mussten. Entweder du rennst weg oder du kämpfst. Wir entschieden uns zu kämpfen und hatten das Glück nicht zu sterben."

Sein Freund Spencer Stone musste sich anschließend einer Operation unterziehen.

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