Bewährungsstrafe in Frankreich:Rentnerpaar will 271 Bilder von Picasso geschenkt bekommen haben

Bewährungsstrafe in Frankreich: Pierre Le Guennec und seine Frau Danielle.

Pierre Le Guennec und seine Frau Danielle.

(Foto: AP)
  • In Frankreich hat ein Rentnerpaar 271 Gemälde, Collagen, Zeichnungen und Entwürfe von Picasso im Wert von etwa 60 Millionen Euro 40 Jahre lang in der Garage aufbewahrt.
  • Das Paar behauptet, der Künstler hätte sie ihnen geschenkt. Picassos Erben erstatten Anzeige.
  • Ein Gericht verurteilt beide nun wegen Hehlerei. Die Ermittler konnten aber nicht herausfinden, wer die Werke letztlich gestohlen hat.

Der spektakuläre Fall um 271 Picasso-Werke wird wohl nie ganz aufgeklärt: Ein französisches Rentnerpaar, das den Kunstschatz geschenkt bekommen und 40 Jahre lang in seiner Garage gelagert haben will, wurde jetzt in Südfrankreich zwar zu zwei Jahren Haft auf Bewährung wegen Hehlerei verurteilt.

Picassos Erben aber glauben, dass die Rentner nur Strohmänner eines Kunstschieber-Rings waren.

Die Vorgeschichte

Im September 2010 tauchte der Rentner Pierre Le Guennec mit seiner Ehefrau Danielle bei Picassos Sohn Claude Ruiz-Picasso in Paris auf. Im Gepäck: 271 bis dato unbekannte Picasso-Werke, - 180 Gemälde, Collagen und Zeichnungen sowie ein Skizzenheft mit 91 Entwürfen - die sie als echt beglaubigen lassen wollten.

Picassos Frau Jacqueline habe sie dem Rentner, der jahrelang Elektriker des berühmten Künstlers war, Anfang der Siebzigerjahre mit den Worten geschenkt: "Das ist für Sie."

Den Karton mit den wertvollen Kunstwerken habe er 40 Jahre lang in seiner Garage stehen lassen. Picassos Erben erstatteten Anzeige, auch weil die Werke, anders als bei dem Jahrhundertkünstler üblich, nicht signiert waren. Anwälte der Familie gingen in dem Anfang Februar begonnenen Prozess so weit zu behaupten, der Rentner sei von Kunstschiebern benutzt worden, um die ursprünglich von dessen Cousin und Picassos Ex-Chauffeur "Nounours" gestohlenen Kunstwerke auf den Markt bringen zu können. Beweise dafür fehlten. "Wir sind keine Diebe", versicherte Ehefrau Danielle im Prozess.

Ungereimtheiten vor Gericht

Das Gericht im südfranzösischen Grasse befand das Rentnerpaar nun der Hehlerei "von Gütern aus einem Diebstahl" für schuldig. Die Ermittler hatten aber nicht herausfinden können, wer die 271 Picasso-Werke gestohlen haben könnte. "Wir sind enttäuscht", sagte Pierre Le Guennec nach dem Urteil. "Wir sind rechtschaffene Leute", fügte seine Frau hinzu. "Wir sind kleine Leute, wir haben keinen großen Namen."

Merkwürdig ist aber doch, dass der einstige Elektriker, der sich vor Gericht nur ungeschickt ausdrücken konnte und der kein Kunstexperte ist, die 2010 vorgelegte Liste mit den Beschreibungen Kunstwerke selbst angefertigt haben will. Dabei hatte der Mittsiebziger zum Beispiel eine kleine abstrakte Bleistift-Studie so beschrieben, dass diese Ähnlichkeiten mit einem Gemälde eines Harlekins von 1915 habe, das im New Yorker Museum für Moderne Kunst (MoMA) ausgestellt ist. Im Prozess schien es dann aber so, als ob der Rentner noch nicht einmal von der Existenz des MoMA wusste.

Ungläubige Picasso-Tochter, frustrierter Staatsanwalt

In dem Verfahren traten eine Reihe von Experten und Familienmitglieder Picassos als Zeugen auf. So berichtete die Tochter von Jacqueline Picasso, Catherine Hutin-Blay, dass die Familie dem Elektriker damals wirklich vertraut habe. Dennoch hätte Picasso "diese ganze absolut außergewöhnliche Kollektion niemals verschenkt".

Staatsanwalt Laurent Robert, der fünf Jahre Haft auf Bewährung für die Rentner fordert, ließ eine "gewisse Frustration" erkennen, weil die ganze Wahrheit nie ans Licht kommen werde. Alle waren sich aber einig, dass 271 Werke kein Geschenk gewesen sein könnten.

Das Auftauchen der teilweise sehr wertvollen Kunstwerke aus den Jahren 1900 bis 1932 hatte weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Ihr Wert wurde auf 60 Millionen Euro geschätzt. Sie sollen nun Picassos Sohn Claude übergeben werden, der den Nachlass des 1973 verstorbenen Malers verwaltet.

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